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Schweizer Börse: Diese Aktien lohnen sich jetzt wirklich

Experten sehen 2025 neue Chancen im SMI und bei defensiven Schweizer Titeln – besonders Qualitätswerte rücken in den Fokus. Die Schweizer Börse zeigt sich 2025 stabil – doch nicht jede Aktie ist ein Kauf. Diese Titel gelten laut Analysten jetzt als besonders aussichtsreich. Der Schweizer Aktienmarkt steht 2025 trotz globaler Unsicherheiten vergleichsweise stabil da. Während […]

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Private Stablecoins in den USA: Warnung vor dem Chaos

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«Stablecoins» sorgen an den Finanzmärkten gerade für Furore. Das Aufkommen dieser so genannten Kryptowährungen, deren Wert an einen externen Vermögenswert wie zum Beispiel den Dollar, den Euro oder auch den Schweizerfranken gekoppelt ist, «markiert den Anfang vom Ende des Geldes, wie wir es heute kennen», heisst es in manchen etablierten Medien euphorisch.

Die Stablecoins dienten als Brücke zwischen dem traditionellen Geldsystem und volatilen Kryptowährungen wie etwa Bitcoin. Ihre Schöpfer halten sie für eine Schlüsselinnovation, die die bestehende Finanzinfrastruktur verbessern werde. Der damit verbundene Fortschritt soll den Wertpapierhandel effizienter machen und grenzüberschreitende Zahlungen einfacher. In Zukunft könne man Geld und Werte im Internet so einfach verschicken wie eine Mail – und vor allem: zu jeder Zeit, schneller, günstiger und sicherer als bei traditionellen Banktransaktionen.

Bank für Internationalen Zahlungsausgleich: vernichtende Bewertung

Die Befürworter rechnen mit starkem Wachstum, weil die Nachfrage nach entsprechenden Neuerungen enorm sei. Skeptiker hingegen behaupten, solche «digitalen Münzen» seien vor allem deswegen gefragt, weil die Geldtransfers mit ihrer Hilfe anonym gehalten werden könnten. So dienten sie auch dazu, etablierte Transparenzregeln im Zahlungskehr zu umgehen und in der Schattenwirtschaft dubiose Geschäfte wie den Drogenhandel, die Geldwäsche oder Geschäfte von Pornoanbietern abzuwickeln und um Sanktionen zu umgehen.

die Marktkapitalisierung von Stablecoins
Die finanzielle Bedeutung von Stablecoins nimmt zu. Hier gibt es eine grössere Auflösung der Grafik.

Die Diskussionen über das Für und Wider sind episch. In diesem Rahmen haben führende Zentralbanker jüngst eine vernichtende Bewertung von Stablecoins abgegeben. In ihren Augen schneiden diese mit Blick auf die wichtigsten Voraussetzungen für eine breite Verwendung als Geld «schlecht» ab. So kommt die Basler Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in einer Analyse mit dem Titel «The next-generation monetary and financial system» zum Fazit, Stablecoins könnten das herkömmliche Geld nicht ersetzen, weil sie:

  1. Nicht von Zentralbanken ge- und unterstützt werden.
  2. Keine ausreichenden Sicherheitsvorkehrungen gegen die illegale Nutzung bieten.
  3. Nicht flexibel genug sind, um dem modernen, kreditgetriebenen Wirtschaftssystem gerecht zu werden.

In ihren Augen gibt es bessere Wege, um die legitime Nachfrage nach neuen Funktionen im Geld- und Finanzsystem zu befriedigen. Und wenn jemand solche anbieten sollte, müssten es die Zentralbanken selbst sein, die diese bereitstellten – und nicht private Anbieter.

Droht ein Wildwuchs konkurrierender, privater Stablecoin-Währungen?

Die Amerikaner sehen das anders, allen voran Präsident Donald Trump. Der hatte sich nach enormen Wahlkampfspenden schon vor seiner Wiederwahl vom Krypto-Saulus zum Krypto-Paulus gewandelt und der «Branche» versprochen, sie zu fördern. Inzwischen hat er sich mit der Ausgabe eines Trump-Coin nicht nur schamlos selbst bereichert, sondern mit der republikanischen Partei auch den Genius-Act auf den Weg gebracht. Dieses Gesetz soll bald für Rechtssicherheit im Umgang mit und bei der Verwendung dieser «programmierbaren Krypto-Gelder» sorgen.

Howard Lutnick, der Handelsminister, war als Wallstreet-Milliardär und ehemaliger Chef des Brokers Cantor Fitzgerald geschäftlich eng mit Krypto-Währungsanbieter Tether verbandelt. Dieser «Stablecoin» ist für die Krypto-Szene ausserordentlich bedeutend. Faktisch hatte Lutnik dem Tether-Management amerikanische Staatsanleihen in grossem Stil als Sicherheiten vermittelt, obwohl es unter Skeptikern als ominös und intransparent gilt. So gab es in der Vergangenheit verschiedenste Berichte und Analysen, wonach Tether aus dem Nichts geschaffen und zum Teil mit dubiosen Sicherheiten hinterlegt werden, um seltsame Transaktionen zu tätigen und um die Bitcoin-Spekulationen anzuheizen.

Kein Wunder gehen an der Wallstreet die Aktienkurse von Firmen wie Coinbase oder Circle durch die Decke, weil sie sich auf das Geschäft damit spezialisiert haben. Spekulative Anleger gehen davon aus, dass es in den USA in den kommenden Jahren zu einem wahren Wildwuchs von miteinander konkurrierenden, privaten Stablecoin-Währungen kommen wird.

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Stablecoins werden immer öfter für grenzüberschreitende Finanztransaktionen genutzt. Hier gibt es eine grössere Auflösung der Grafik.

Ein Extra-Kapitel des aktuellen Jahresreports der BIZ hingegen liest sich wie ein Frontalangriff auf die amerikanischen Pläne in diesem Bereich. Die Zentralbanker warnen vor einem Verlust der Währungssouveränität, vor enormen Unwägbarkeiten im Bankensystem und vor dem Risiko von Crashes in Teilen der Finanzwelt, welche sich in Form von Bankruns (wie vor ein paar Monaten bei der inzwischen untergegangenen Credit Suisse) und Panikverkäufen zeigen könnten. Schlimmstenfalls würden die Leute «die historischen Lektionen über die Grenzen unsoliden Geldes mit realen gesellschaftlichen Kosten neu lernen», argumentieren sie nüchtern.

Der griechische Ökonom Yanis Varoufakis bringt die Dilemmata zwischen wünschenswerten Innovationen zur Verbesserung des bestehenden Finanzsystems und privaten Interessen der Kryptolobbyisten mit spitzer Feder auf den Punkt:

  1. Stablecoins sind das uneheliche Kind von Eltern, die scheinbar ständig im Streit miteinander liegen: Der libertären Krypto-Community und der staatsgläubigen Dollar-, Euro- oder Frankenanhänger. 
  2. Stablecoins wurden als das Beste aus beiden Welten konzipiert. Obwohl die Kurse nicht so unglaublich stark schwanken wie zum Beispiel bei Bitcoin, geben sie den Nutzern dennoch die Freiheit, anonym und global zu handeln – unbemerkt und unreguliert von jeder Behörde. 
  3. Solange die Regierungen Stablecoins ignorierten, konnten diese nicht viel Schaden anrichten. Wenn die Trump-Regierung sie jedoch für ihre eigenen Zwecke einsetzt, nimmt das Schadenpotenzial exponentiell zu.
  4. Heute beträgt der Dollarwert der im Umlauf befindlichen Stablecoins rund 250 Milliarden Dollar. Um diesen Betrag mit sicheren Reserven zu unterlegen, mussten die Emittenten im vergangenen Jahr amerikanische Staatsanleihen im Wert von schätzungsweise 40 Milliarden Dollar kaufen. Das war mehr als jeder ausländische Käufer von Staatsanleihen im Jahr 2024. 
  5. Stablecoins bergen systemische Risiken, die das Team Trump besser nicht ignorieren sollte. So könnten die Emittenten von Stablecoins dazu neigen, mehr Token auszugeben als sie Dollar einnehmen oder relativ illiquide, aber höher verzinste Wertpapiere zu kaufen. 
  6. Sollten immer mehr Dollars von inländischen Bankkonten in Stablecoins umgeschichtet werden, müssten die Banken ihre Zinssätze anheben, um diesen Abfluss einzudämmen. Das Schatzamt dagegen müsste mehr Staats-Obligationen ausgeben, um die erhöhte Nachfrage zu befriedigen. 
  7. Im Jahr 2023 hatte Circle als Emittent von USDC, dem zweitgrössten Dollar-Stablecoin, der Silicon-Valley-Bank 3,3 Milliarden Dollar seiner Reserven anvertraut. Als die Bank wegen groben Missmanagements plötzlich unterging, wollten die USDC-Anleger gleichzeitig ihr Geld zurück, und die Dollar-Bindung löste sich.
  8. Was passiert, wenn ein ausserhalb der Vereinigten Staaten ausgegebener Dollar-Stablecoin abstürzt? Faktisch haben die Emittenten keinen Zugang zu den Rettungsmechanismen der amerikanischen Notenbank Fed.

In Yanis Varoufakis Augen ist der Genius-Act der Anfang eines kürzeren oder längeren Weges, der schliesslich zu einem massiven Crash führen wird. Die Verfasser des Gesetzentwurfs hätten zum einen nicht klar definiert, wie die Reserven der Stablecoins reguliert werden sollen. Zudem hätten sie die Berücksichtigung des Risikos sträflich vernachlässigt, dass es künftig im Finanzsystem zu verhängnisvollen, negativen Rückkoppelungseffekten kommen kann.

Aber es gebe noch einen viel, viel schlimmeren Aspekt des Gesetzes: Es entmachte die Federal Reserve, indem es ihr verbiete, einen eigenen Krypto-Dollar auszugeben, mit dem sie dem aufstrebenden Krypto-Yuan der People’s Bank of China etwas entgegensetzen könne. Und ohne die Einrichtung einer spezifischen Einlagesicherung werde der amerikanischen Notenbank nichts anderes übrigbleiben, als am Ende das Chaos aufzuräumen, das private Stablecoin-Emittenten zwangsläufig verursachen würden.


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Israels Angriff auf Iran setzt Krypto-Assets, Aktien unter Druck; Rohöl-Preis steigt sofort

Sie hatten sich angekündigt, kamen dann aber doch sehr plötzlich und für viele überraschend: In der Nacht auf Freitag ist der Nahostkonflikt weiter eskaliert, nach dem Israel Luftangriffe auf iranische Atomanlagen geflogen hat und dabei auch den Chef der Iranischen Revolutionsgarden Hussein Salami sowie Generalstabschef Bagheri getötet hat.

Die Kryptowährungs-Märkte reagierten unmittelbar und heftig auf die israelischen Luftangriffe auf iranische Ziele. Bitcoin, die größte Kryptowährung der Welt, brach um mehr als 4% ein und fiel von einem 24-Stunden-Hoch von 108.500 Dollar auf 103.556 Dollar. Bei Altcoins gab es noch deutlichere Einbrüche. Token wie Ethereum (ETH), Dogecoin (DOGE), Solana (SOL), SUI oder Chainlink (LINK) brachen jeweils um mehr als 9 Prozent ein.

Dieser dramatische Rückgang verdeutlicht einmal mehr, wie sensibel digitale Vermögenswerte auf geopolitische Spannungen reagieren. Die Verkaufswelle erfasste nicht nur Bitcoin, sondern zog den gesamten Kryptowährungsmarkt in Mitleidenschaft, da Investoren in einer typischen „Risk-off“-Bewegung aus risikoreicheren Anlagen flüchteten.

Auswirkungen auf die traditionellen Märkte

Parallel zu den Kryptowährungen gerieten auch die traditionellen Märkte unter Druck. US-Aktien-Futures und europäische Markt-Futures fielen um etwa 1,5%, während vorbörsliche Indikatoren eine breite Verunsicherung der Anleger signalisierten. Die Investoren suchten Zuflucht in klassischen sicheren Häfen: Gold stieg um 0,75% auf 3.428 Dollar je Unze, während Rohöl dramatisch um 9% auf 74 Dollar pro Barrel anstieg.

Gleichzeitig sanken die Renditen 10-jähriger US-Staatsanleihen um zwei Basispunkte auf 4,32%, was die Flucht in sichere Staatsanleihen widerspiegelt. Der US-Dollar gewann gegenüber Euro und britischem Pfund an Wert, verlor jedoch gegen den japanischen Yen und den Schweizer Franken.

Die Geschehnisse in der Nacht auf Freitag:

  • Israelischer Angriff: Israel griff in der Nacht dutzende nukleare und militärische Standorte im Iran an, inklusive Mossad-Operationen im Landesinneren
  • 200 Kamfjets: Der Israel Air Force zufolge sollen 200 Kampfflugzeuge an der Aktion teilgenommen haben
  • Hochrangige Opfer: Kommandeur der Revolutionsgarden Hussein Salami und Generalstabschef Bagheri wurden getötet (bestätigt von iranischen Staatsmedien)
  • Explosionen in Teheran: Detonationen waren auch in der iranischen Hauptstadt zu hören
  • Iranische Vergeltung: Iran startete 100 Drohnen als Antwort, die von der israelischen Luftwaffe abgeschossen wurden
  • Ausnahmezustand: Israel rief den Ausnahmezustand aus in Erwartung weiterer Vergeltungsangriffe
  • Begründung: Israel sieht Irans Atomprogramm als existenzielle Bedrohung; Iran soll Material für 15 Atombomben besitzen
  • US-Position: USA waren laut Außenminister Rubio nicht am Angriff beteiligt; Trump berief Kabinettsitzung ein

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Die UBS jammert, dabei werden die Boni vom Staat subventioniert

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Kursgewinne der UBS-Aktie an der Börse von bis zu 7 Prozent sagen beinahe alles, was man über die am sechsten Juni vorgestellten Richtungsentscheide des Bundesrates über die künftige Reglementierung der UBS wissen muss. Nämlich: Das penetrante Lobbying der Grossbank in den vergangenen Wochen hat sich ausgezahlt. Die von Finanzministerin Karin Keller-Sutter präsentierten Massnahmen sind weniger scharf als eigentlich nötig.

Im Kern geht es vor allem um die Frage, ob, wann und wie stark die Grossbank ihr Eigenkapitalpolster aufbessern muss. Fachleute und verschiedene Studien halten die Eigenkapitaldecke der UBS schon länger für zu gering und plädieren dafür, dass sie diese möglichst bald möglichst deutlich verstärke.

Die UBS-Manager um Chef Sergio Ermotti hingegen wollen die Eigenmittel möglichst niedrig halten. Im Gegensatz zu wissenschaftlichen Erkenntnissen behaupten sie, mehr Eigenkapital verteure die Kreditkosten für die Kunden und benachteilige die UBS im internationalen Wettbewerb.

Banker-Traum: Kaum Eigenkapital, kaum Haftung, enorme Gewinne und Boni

Die UBS-Banker träumen weiterhin vom im modernen Bankwesen weit verbreiteten Geschäftsmodell, mit möglichst wenig Eigenkapital und minimaler persönlicher Haftung unter Inkaufnahme beachtlicher spekulativer Risiken möglichst hohe Gewinne zu erzielen und enorme Boni auszuschütten. Das Problem: Der Traum funktioniert nur mit impliziter Staatsgarantie. Das zeigt sich daran, dass in den vergangenen Jahren in der Schweiz gleich zwei Grossbanken genau auf dieser Grundlage in Schieflage geraten sind.

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Eine einfache Kennzahl zeigt: Viele Banken sind schwach kapitalisiert. Hier gibt es eine grössere Auflösung der Grafik.

Eine davon, die UBS, musste im Rahmen der grossen Finanzkrise wegen grober Fehlspekulationen mit amerikanischen Hypothekarpapieren vom Steuerzahler gerettet werden. Die andere, die Credit Suisse, wurde jüngst nach Jahren massiven Missmanagements in die Arme der unter Verwendung enormer Staatsgarantien wiederaufgepäppelten UBS getrieben.

In beiden Fällen wären die Finanzinstitute ohne Unterstützung der öffentlichen Hand kollabiert, weil sie nach fahrlässigen oder gar vorsätzlichen Fehlleistungen hochbezahlter Manager in kritischen Phasen zu wenig Eigenkapital und Liquidität hatten, um finanziell mit negativen externen Schocks oder Skandalen fertigzuwerden.

Die Führung der Credit Suisse hatte das Fundament sogar vorsätzlich ausgehöhlt: Das zeigt sich zum Beispiel daran, dass ab dem Jahr 2015 Schweizer Inland-Hypotheken als Pfand für Kredite herhalten mussten. Solche wurden nötig, um trotz notorischer Ertragsmisere hohe Boni an das Management sowie Dividenden an Aktionäre auszuzahlen. Nach der Pleite konnten sich die damals führenden Personen sogar unbehelligt mit ihren «schwerverdienten» Millionensalären und Boni aus dem Staub machen.

Nach dem Willen des Bundesrates soll alles besser werden

Nun aber soll nach dem Willen des Bundesrates alles besser werden. Dazu hat er «ein umfassendes Massnahmenpaket» (Details siehe unten) beschlossen, das dafür sorgen soll, dass Schweizer Finanzinstitute künftig nicht mehr so schnell von vorsätzlichem Missmanagement, Krisen oder Skandalen geschwächt werden. Und falls doch, sollten sie in der Zukunft im Extremfall einfacher aufgefangen werden können.

Das gilt vor allem auch für die UBS. Der Platzhirsch auf dem Schweizer Bankenplatz ist spätestens seit der Übernahme der Credit Suisse ein Klumpenrisiko geworden: Ihre Bilanzsumme ist ungefähr zwei Drittel grösser als das Bruttoinlandprodukt der Schweiz. Sollte die Grossbank etwa wegen Schwierigkeiten mit den gewaltigen Derivatebeständen in ihrer Bilanz oder wegen anderen Unwägbarkeiten erneut in die Bredouille geraten, könnte die erneute Rettung zu einem Balanceakt werden.

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Die Bilanzsumme der UBS ist fast doppelt so gross wie die Wirtschaftsleistung der Schweiz. Das Verhältnis ist im Vergleich mit der US-Grossbank JP Morgan gigantisch. Hier gibt es eine grössere Auflösung der Grafik.

Umso mehr überrascht, dass der Bundesrat nun gemäss seiner Vorlage die UBS nicht auffordern möchte, die Eigenkapitalquote generell zu erhöhen. Stattdessen will er lediglich das UBS-Stammhaus in der Schweiz verpflichten, ihre ausländischen Firmentöchter künftig zu 100 Prozent mit Eigenkapital auszustatten. Bisher waren nur 60 Prozent Eigenmitteln nötig gewesen. Was technisch klingt, hat für die UBS handfeste Folgen: Sie braucht wohl Milliarden an zusätzlichem Eigenkapital.

Die Bank selbst bezifferte den zusätzlichen Kapitalbedarf in einer ersten Reaktion auf die am Freitagabend präsentierten Absichten der Regierung nach Berücksichtigung einer schon beschlossenen Kapitalrückführung aus dem Ausland auf etwa 20 Milliarden Franken. Das mag sich auf den ersten Blick nach viel anhören. Allerdings ist das nur die Hälfte dessen, was nötig wäre, um das ungewichtete Verhältnis von Eigenkapital zu Bilanzsumme auf das Niveau des amerikanischen Konkurrenten JP Morgan zu bringen – und der hat eigentlich auch zu wenig davon.

Die Massnahmen kommen vielleicht viel zu spät

Der Bundesrat hätte die neuen Anforderungen an die UBS mit einer Verordnung sofort einführen und eine Übergangszeit bestimmen können. Doch der Bundesrat ist Keller-Sutter gefolgt und will das Parlament beschliessen lassen. Das braucht eine Botschaft des Bundesrats, eine Zeit für Vernehmlassungen, eine konkrete Gesetzesvorlage und den ganzen parlamentarischen Prozess. Und am Schluss möglicherweise noch eine Volksabstimmung.

Damit gewinnt die UBS viele Jahre. Ein Inkrafttreten ist also frühestens ab dem Jahr 2028 möglich. Bis dahin haben die Lobbyisten der Grossbank Zeit, die finale Fassung zu ihren Gunsten zu verwässern – und selbst danach ist eine weitere Übergangsfrist von mindestens sechs bis acht Jahren vorgesehen. Finanzministerin Karin Keller-Sutter warnt zwar aktuell vor geopolitischen und wirtschaftlichen Risiken, lässt aber das UBS-Management in den Augen von Kritikern trotzdem ungehindert auf Zeit spielen.

Dennoch reagiert es trotzköpfig. Die vorgestellten Kapitalmassnahmen seien «extrem, unverhältnismässig und nicht international abgestimmt», hiess es in einem internen Memo von Verwaltungspräsident Colm Kelleher und CEO Sergio Ermotti an die Mitarbeiter kämpferisch. Bei vollständiger Umsetzung würden sie die globale Wettbewerbsfähigkeit der UBS untergraben und dem Finanzsektor der Schweiz sowie letztlich der gesamten Schweizer Wirtschaft schaden. «Wir werden weiterhin die Werte verteidigen, für die unser Unternehmen steht, und die Vorteile, die wir vielen Menschen bieten.»

Manche, vor allem auch liberale Zeitungskommentatoren glauben gar, die Schweizer seien «selbstzufriedene Angsthasen» und jetzt solle die UBS als einzige noch verbliebene Grossbank des Landes «dafür büssen», indem sie künftig im Wettbewerb mit Konkurrenten aus New York oder London schlechter gestellt werde. Die UBS werde zu einer Übernahmekandidatin und sie wären nicht überrascht, wenn die Bank ihren Hauptsitz ins Ausland verlegen würde, käuen sie gutgläubig und naiv das wieder, was ihnen die UBS und die Bankenlobby ständig vorkauen.

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Aktien europäischer Banken haben zur UBS aufgeschlossen. Hier gibt es eine grössere Auflösung der Grafik.

20 Milliarden sind für die UBS eine Kleinigkeit

Dabei sind 20 Milliarden Franken verteilt über zehn Jahre beinahe Peanuts für eine Bank, deren Aktien-Rückkaufprogramme für das Jahr 2025 ein Gesamtvolumen von bis zu 3,5 Milliarden Dollar haben und die für das vergangene Geschäftsjahr gut drei Milliarden Dollar an Dividenden sowie einen Bonuspool von 4,7 Milliarden Dollar ausgeschüttet hat.

Ganz zu schweigen davon, dass solche Zahlungen vor allem auch deswegen möglich werden, weil die UBS in der Praxis bisher kaum etwas für die implizite Staatsgarantie zahlt, welche gemäss einer Analyse der Ökonomen Cyril Monnet, Dirk Niepelt und Remo Taudien einen jährlichen Gegenwert von etwa drei Milliarden Dollar hat. Andere Schätzungen liegen sogar deutlich höher.

Wie wär’s, wenn die Banken auf die Staatsgarantie verzichten und Risiken selbst tragen würden?

Der Staat subventioniert also im Grunde genommen bei der UBS die Boni und die Erträge der Aktionäre. Wen wird also überraschen, dass der Staat nach den Pleiten, Pech und Pannen der vergangenen Jahre im Finanzbereich langsam und hoffentlich nicht zu spät restriktiver wird. Dabei böte sich im Sinne des emeritierten Basler Ökonomieprofessors Urs Müller zumindest gedanklich und in Bezug auf die Nörgelei eine elegante Lösung an: Die Banker verzichten eigenmächtig und mit Anstand auf die Staatsgarantie, statt über die zunehmende Reglementierung zu lamentieren.

Dann könnten Ermotti & Co. die regulatorische Bürde endlich abwerfen und all die Risiken selbst voll und ganz tragen, welche sie so gerne eingehen möchten. Bald würde sich zeigen, ob sie wirklich mit den amerikanischen Bankriesen konkurrieren könnten, obwohl die UBS selbst nur eine klitzekleine Heimatbasis hat. Schnell würde der Markt ganz liberal darüber entscheiden, ob die Bankmanager ihre Boni wirklich verdient haben, von denen sie angesichts der Vergütungsexzesse im Land der unbegrenzten Möglichkeiten notorisch träumen. Und darüber, ob Eigenkapital wirklich zu teuer ist – obwohl verschiedene Studien diese These widerlegen.

Aber in der heutigen Zeit scheitert der liberale Kapitalismus in der Praxis immer öfter daran, dass seine Vertreter nicht mehr wissen, was das eigentlich ist. Oder wie sagte Finanzministerin Karin Keller-Sutter bei der Präsentation der jüngsten Richtungsentscheide des Bundesrates: «Anstand kann man nicht herbeiregulieren.»

Bundesratsentscheid zu Banken: Die wichtigsten Massnahmen im Überblick

  • Strengere Kapitalanforderungen für die UBS:
    Die UBS muss künftig ihre ausländischen Tochtergesellschaften zu 100 Prozent mit hartem Kernkapital ausstatten. Bisher lag dieser Wert bei etwa 60 Prozent. Das bedeutet, die Bank muss bis zu 26 Milliarden US-Dollar zusätzliches Eigenkapital aufbauen. Für die Umsetzung erhält die UBS eine Übergangsfrist von sechs bis acht Jahren, die vollständige Umsetzung wird frühestens 2028 erwartet.
  • Höhere Liquiditätsanforderungen:
    Systemrelevante Banken sollen künftig strengere Mindestanforderungen an die Liquidität erfüllen. Sie müssen sich darauf vorbereiten, im Krisenfall rasch Liquidität von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) oder anderen Zentralbanken beziehen zu können. Dazu sollen zum Beispiel vertragliche Vorkehrungen mit Kunden dienen, damit vergebene Kredite im Notfall als Sicherheit dienen können.
  • Stärkere Kompetenzen für die Finanzmarktaufsicht (Finma):
    Die Finma erhält mehr Instrumente und Kompetenzen, um frühzeitiger und wirksamer eingreifen zu können. Sie kann künftig auch Bussen gegen Banken verhängen, welche gegen Auflagen verstossen.
  • Klarere Verantwortlichkeiten im Management:
    Banken müssen künftig schriftlich festhalten, welche Manager für welche Entscheidungen verantwortlich sind (Senior Manager Regime). Bei Fehlverhalten können Boni gekürzt oder zurückgefordert werden, im Extremfall droht ein Berufsverbot. Ein generelles Boni-Verbot für Topmanager ist jedoch nicht vorgesehen.
  • Verbesserte Krisen- und Abwicklungspläne:
    Die Stabilisierungs- und Abwicklungspläne der Banken werden verschärft. Die Finma kann anordnen, dass Mängel in diesen Plänen behoben werden müssen. Die Institution macht noch erhebliche Defizite bei der Umsetzbarkeit und der Fähigkeit zur verlustfreien Abwicklung im Krisenfall aus.
  • Erweiterung der Liquiditätsversorgung:
    Die Einführung eines sogenannten «Public Liquidity Backstop» für systemrelevante Banken soll die Liquiditätsversorgung im Krisenfall sicherstellen und die bestehenden Lücken im Sicherheitsdispositiv schliessen. Die Nationalbank gewährt im Extremfall ein spezielles Darlehen, das durch eine Ausfallgarantie des Bundes abgesichert wird. Im Unterschied zur klassischen Staatsgarantie sind strengere Bedingungen und ein Konkursprivileg der Nationalbank vorgesehen.

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Pharma-freundliche US-Arzneibehörde: Kennedy gibt Gegensteuer

RFK, Makary

In den USA soll jeder Mensch ab dem sechsten Lebensmonat gegen Covid geimpft werden. Alle Jahre wieder. So empfiehlt es die US-Gesundheitsbehörde. Denn mit einer nach Alters- und Risikogruppen abgestuften Impfstrategie – wie in Europa üblich – seien die Amerikaner überfordert. Das war eine der Begründungen für den jährlichen Covid-Booster für alle in den USA.

Im Vergleich mit europäischen und anderen westlichen Ländern stehen die USA damit allein da. In der Schweiz etwa wird der jährliche Booster gesunden jüngeren Menschen nicht nahegelegt.*

«Meine Faustregel lautet: Wenn ein Impfstoff in manchen Ländern zum offiziellen Impfprogramm gehört, in anderen Ländern von ähnlichem Status aber nicht, dann ist es nicht wichtig, sich oder Ihr Kind damit impfen zu lassen.» Auf diesen Nenner brachte es der dänische Wissenschaftler Peter Gøtzsche in seinem Buch «Impfen – Für und Wider». Gøtzsche ist ein Verfechter der evidenzbasierten Medizin, der sich, wenn es darauf ankommt, mit der Pharmaindustrie anlegt.

US-Arzneimittelbehörde schlägt neue Töne an

Ähnlich argumentiert nun der neue Leiter der US-Arzneimittelbehörde FDA, Martin Makary. Vergangene Woche präsentierten Makary und sein Mitarbeiter Vinay Prasad, neuer FDA-Bereichsleiter für Biologika, ihre Pläne: Künftig werde die FDA Covid-Impfstoffe für gesunde Personen unter 65 Jahren – also rund 61 Millionen Menschen in den USA – nur noch zulassen, wenn die Hersteller mit aussagekräftigen Studien beweisen, dass ihr Impfstoff eine Wirksamkeit von mindestens 30 Prozent (relativ) hat. Diese Vorgabe galt auch für die Pandemie-Impfstoffe von 2019.

Mit diesen Regeln wolle die FDA der US-Bevölkerung einen Dienst erweisen, so Prasad und Makary. Nicht einmal ein Viertel der US-Bevölkerung sei bisher dem Aufruf gefolgt, sich jährlich gegen Covid boostern zu lassen. 

Prasad war auch auf Youtube sehr präsent

Die beiden Medizinprofessoren kennen sich schon lange. Beide schrieben früher regelmässig für den Blog «Sensible Medicine», wo sie Missstände im Gesundheitswesen kritisierten, schlecht gemachte Studien «zerpflückten» oder pointiert aufzeigten, wo grosse Medien daneben lagen. Mit (laut Eigenangabe) 93’000 Abonnenten und über einer Million Klicks monatlich erreicht der Blog mittlerweile ein breites medizinisches Publikum. Auch auf Youtube war Prasad sehr engagiert präsent. «Bösartig: Wie schlechte Politik und schlechte Evidenz Menschen mit Krebs schadet» lautet der Titel eines der Bücher dieses Krebsspezialisten und Epidemiologen.

Die medizinische Datenbank «Pubmed» listet fast 600 Fachartikel und Beiträge, die Prasad (mit-)verfasste. Regelmässig kritisierte er dort zum Beispiel, dass Pharmafirmen den angeblichen Nutzen neuer Medikamente anhand von Ersatzparametern nachweisen dürfen, welche für die Patienten nicht relevant sind. Stattdessen forderte Prasad Belege, die Patienten in erster Linie interessieren: Ob sie etwa dank eines neuen Krebsmedikaments länger oder besser leben.

Letzten Juli veröffentlichte er zusammen mit zwei Kollegen einen Artikel im «European Journal of Clinical Investigation». Darin verlangten sie einen Wirksamkeitsbeweis bei den jährlich empfohlenen Impfstoffen gegen Grippe und Covid-19. Je nach Ergebnis sollten danach die Impfempfehlungen angepasst werden, forderten sie. Denn: «Es ist unklar, ob gesunde Erwachsene, junge Menschen und selbst die Senioren von Covid-Boosterimpfungen profitieren, nun, wo weltweit fast jeder schon infiziert war.» Seit knapp einem Monat leitet Prasad nun den Bereich Biologika bei der FDA. Dazu gehören Impfstoffe, Zell- und Gentherapien.

Pharmaindustrie finanziert die FDA mehrheitlich

Makary und Prasad, die beide für eine evidenzbasierte Medizin einstehen, befinden sich im Spannungsfeld: Über sich haben sie Gesundheitsminister Robert F. Kennedy, dem nachgesagt wird, er sei ein Impfkritiker. Ihnen gegenüber steht die Pharmaindustrie, deren Produkte die FDA beurteilen und überwachen muss. Kennedy hielt die FDA bisher für eine Marionette der Pharmaindustrie.

Gleichzeitig ist die Pharmaindustrie die wichtigste Geldquelle der FDA. Die Behörde mit über 18’000 Angestellten ist auf die Gebühren angewiesen, welche die Firmen entrichten müssen (Infosperber berichtete).

65 Prozent des FDA-Budgets stammen aus Gebühren von Pharmafirmen. (Zum Vergleich: Bei der Schweizer Arzneimittelbehörde sind es rund 85 Prozent des Nettoertrags.) Alle fünf Jahre muss der US-Kongress die Finanzierung der FDA erneut genehmigen. In der Vergangenheit verpflichtete sich die FDA mit jeder Erneuerung zu bestimmten Gegenleistungen. Die pharmazeutische Industrie machte dabei ihre Anliegen geltend und pochte zum Beispiel auf raschere Medikamenten-Zulassung und weniger Hürden.

«Nicht alles, was Impfung genannt wurde, war ein Fortschritt.»

Vinay Prasad, FDA-Bereichsleiter für Biologika

«Die Schweingrippe-Impfung: Ein totales Desaster»

In einem Video, das die FDA letzte Woche veröffentlichte, sagt Prasad mit Blick auf die Rechtsanwälte, er müsse seine Worte gut wählen. Makary und Prasad sprechen sich dort klar fürs Impfen aus: «Impfungen sind ein fantastisches Konzept», sagt Makary. Als Arzt habe er gesehen, wie sie Leben retteten. 

Er sagt aber auch: «Die Impfung gegen Anthrax war ein totales Desaster. Die Schweinegrippe-Impfung war ein totales Desaster. Der erste Impfstoff gegen Rotaviren wurde vom Markt genommen.» Und Prasad fügt an, die Impfung gegen HIV habe zu mehr Infektionen geführt. 

Podcast FDA
Martin Makary, der neue Leiter der FDA (links) im Gespräch mit Vinay Prasad, der als neuer Bereichsleiter für die Zulassung von Impfstoffen zuständig ist.

Die Hersteller ermuntern

«Nicht alles, was Impfung genannt wurde, war ein Fortschritt. Bei der FDA möchten wir die Menschen vor vielen solchen Dingen schützen», so Prasad. Bei der Covid-Impfung sei die Beweislage, was sie bringe, mit jeder Impfdosis dünner geworden. Es gebe «wichtige Sicherheitaspekte», die langfristigen Folgen seien «noch nicht völlig bekannt».

«Wir wissen einfach nicht, ob eine gesunde, normalgewichtige 52-jährige Frau, die dreimal Covid hatte und sechs Impfdosen erhielt, von einer siebten Dosis profitiert», schrieben Makary und Prasad jüngst im «New England Journal of Medicine». Dort legten sie ihren Plan dar: «Wir ermuntern die Hersteller, randomisierte, kontrollierte Studien durchzuführen. Die Nachbeobachtungszeit sollte sich über mindestens sechs Monate erstrecken. Die Vergleichsgruppe sollte Kochsalzlösung gespritzt bekommen.» Makary und Prasad erinnerten die Hersteller dabei auch an die Verpflichtungen, die ihnen bei der Zulassung auferlegt worden waren.

«Allein solche Studien können letztlich Gewissheit geben»

Bei solchen randomisiert-kontrollierten Studien werden die Teilnehmenden per Los entweder geimpft oder sie erhalten eine Placebospritze. «Allein solche Studien können letztlich Gewissheit geben, dass die amerikanische Strategie der wiederholten Boosterung auf ewig evidenzbasiert ist», begründeten Makary und Prasad ihre Forderung. Diese Wirksamkeitsstudien müssten nicht jährlich gemacht werden. Das Virus – genauer gesagt, wie schnell es mutiere – gebe den Takt vor. 

Nicht nur bei gesunden 52-Jährigen ist der Nutzen der jährlichen Covid-Impfung unklar, sondern auch bei Senioren. Das hatte Prasad noch letztes Jahr selbst geschrieben. Doch bei der Covid-Impfung von Senioren fährt die FDA – mindestens vorerst – einen Kurs, der Pharmafirmen mehr entgegenkommt. 

Blutwerte sagen nicht viel aus, zählen aber weiterhin als Wirksamkeitsbeleg

Wie bis anhin müssen die Hersteller bei über 65-Jährigen und Personen mit hohem Risiko bloss den Nachweis erbringen, dass ihr Impfstoff eine gute Immunantwort bewirkt. Was als hohes Risiko gilt, definiert die FDA grosszügig: Früheres Rauchen gehört ebenso dazu wie wenig Bewegung, aber auch über ein Dutzend Krankheiten wie Diabetes oder Immunschwäche. Über 100 Millionen Personen in den USA fallen laut Makary und Prasad in diese Kategorie. 

Um nachzuweisen, dass der Impfstoff eine gute Immunantwort hervorruft, werden meist Blutanalysen gemacht und die Menge der Antikörper gegen das Virus gemessen. Solche Analysen an vergleichsweise wenigen Versuchspersonen sind rasch durchgeführt und kosten viel weniger als die randomisiert-kontrollierten Studien. Die Resultate dieser Analysen sind für den effektiven Nutzen der Impfungen allerdings deutlich weniger relevant.

Die beiden Medizinprofessoren wissen genau, dass sich anhand der Antikörperwerte nicht ableiten lässt, wie gut die Impfung vor Covid schützt. Beide unterzeichneten Anfang 2023 zusammen mit anderen prominenten Medizinern sogar eine Petition, die verlangte, dass die FDA wegkommen möge von solchen Ersatzparametern. Auch im oben erwähnten Fachartikel im «European Journal of Clinical Investigation» verlangte Prasad anstelle des blossen Messens von Antikörpern klinische Studien an Menschen, um die Wirksamkeit der Covid- und der Grippeimpfung zu beweisen.

Doch nun, in führenden Positionen bei der FDA, führen Makary und Prasad diese Praxis der Antikörper-Messung als Kriterium für die Schutzwirkung bei Senioren fort. Zumindest vorerst setzen sie also nicht das um, was sie noch vor Kurzem forderten.

An evidence based approach to COVID vaccination
Mit Podcasts wollen die beiden FDA-Neulinge die Bevölkerung für ihre Pläne gewinnen.

Seit Jahren scharfe Kritiker

Vor seinem Amtsantritt bei der FDA arbeitete Makary an der Johns Hopkins Universität und kritisierte laut, was schief läuft im US-Gesundheitswesen: «Der Preis, den wir zahlen: Was das amerikanische Gesundheitswesen kaputt gemacht hat und wie wir es wieder richten können», heisst der Titel seines Buchs. 

Auch während der Pandemie machten Makary und Prasad den Mund auf: «Die Biden-Regierung versprach, auf die Wissenschaft zu hören. Die Wahrheit aber ist, dass sie nur auf diejenigen zu hören scheint, die das sagen, was sie hören möchte», schrieb Makary Mitte 2022 in «Newsweek».

Damals riet die US-Gesundheitsbehörde CDC zur Covid-Auffrischimpfung von 24 Millionen Kindern im Alter von 5 bis 11 Jahren – gestützt auf eine kleine, kurze Studie mit 140 Kindern, bei denen bloss die Antikörper im Blut gemessen worden seien. Die Schutzwirkung gegen Covid sei in der Studie gar nicht bestimmt worden, kritisierte Makary und wies darauf hin, dass die FDA damals – einmal mehr – ihr wissenschaftliches Beratergremium umgangen hatte.

Entscheid grenzte «ans Kriminelle»

Die US-Arzneibehörde war einst eine angesehene Instanz. Sie bewahrte die Amerikaner beispielsweise vor dem «Contergan»-Skandal, weil eine mutige Mitarbeiterin zuerst mehr Daten zur Sicherheit des Arzneimittels vom Hersteller forderte, bevor sie «Contergan» in den USA zulassen wollte. Mit ihrer Unnachgiebigkeit bewahrte sie Abertausende von Babys vor dem Tod oder vor schweren Missbildungen. 

In den letzten Jahren aber fiel die weltweit mächtigste Arzneimittelbehörde immer wieder durch fragwürdige Entscheide auf. So etwa im Juni 2021, als sie in einem beschleunigten Verfahren das Alzheimer-Medikament «Aduhelm» zuliess, obwohl kein Mitglied ihres externen Gutachtergremiums sich dafür aussprach. Drei der übergangenen Gutachter traten daraufhin aus dem Gremium aus. Aus Sicht von Bernd Mühlbauer, aktuell Vorsitzender der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, grenzte die Zulassung von «Aduhelm» wegen Wirkungslosigkeit und «scheusslichen Nebenwirkungen» sogar «ans Kriminelle» (Infosperber berichtete).

Im Jahr 2024 nahm der Hersteller «Aduhelm» weltweit vom Markt

Beschleunigte Zulassung – und mehr Todesfälle

Ein weiteres Beispiel ist «Oxbryta», ein Medikament gegen Sichelzellanämie. Jährliche Behandlungskosten: 125’000 Dollar. In einem beschleunigten Verfahren – und auf Basis eines Ersatzparameters – lies die FDA 2019 «Oxbryta» für Patienten ab 12 Jahre zu. 2021 erweiterte sie die Zulassung auf Kinder ab vier Jahren.

Obwohl die FDA selbst Bedenken hegte, begnügte sie sich damit, dass sich durch die Behandlung ein Blutwert bei den Patienten leicht verbesserte. Die Lancierung sei sehr gut gelaufen, frohlockte der CEO des Herstellers 2020 in «Genetic Engineering & Biotechnology News» und erklärte vollmundig: «Die Patienten sterben und unser Unternehmen versucht, ihre Leben zu retten.»

Doch das Gegenteil war der Fall: Bei den mit «Oxbryta» Behandelten kam es zu mehr Schmerzkrisen und zu mehr Todesfällen als bei denjenigen, die in einer Studie bloss Placebo erhielten. Das gab die FDA im September 2024 bekannt.

Der Hersteller nahm das Medikament weltweit vom Markt. Begründung: Das Risiko sei grösser als der Nutzen.

Vinay Prasad kritisierte die FDA daraufhin aufs Schärfste. Sie habe sich einmal mehr auf einen fragwürdigen Ersatzparameter verlassen, als sie das Mittel in einem «undurchsichtigen» Verfahren zuliess – im Alleingang, ohne ein externes Fachgremium einzubeziehen. Und danach habe es fünf Jahre gebraucht, um zu merken, dass die Patienten einem Risiko ausgesetzt worden seien, wetterte er im «American Journal of Hematology». Prasad forderte unter anderem mehr Transparenz bei der FDA.

Erfahrene Mitarbeiter verliessen die FDA

Als die FDA 2020 die Notfallzulassung für das Medikament Remdesivir ausweitete, schrieb der Chefredaktor des bekannten Medizin-Newsportals «Medscape», Eric Topol: Die FDA ignoriere den Mangel an wissenschaftlichen Belegen und mache sich zur Komplizin der damaligen Trump-Regierung. Wenige Monate später, vor der regulären Zulassung von Remdesivir, zog die FDA entgegen ihren Gepflogenheiten keine externen Fachberater bei. Bei ihrem OK stützte sie sich laut «Science» auf nur drei Studien, wovon zwei vom Hersteller gesponsert waren. Zwei andere Studien dagegen, bei denen Remdesivir nicht den erhofften Erfolg gebracht hatte, überging die FDA.

Im Spätsommer 2021, mitten in der Corona-Pandemie, schmissen zwei langjährige FDA-Mitarbeiter den Bettel hin: Die Leiterin der Abteilung für Impfstoffzulassung und ihr Stellvertreter reichten ihre Kündigung ein. 

Was sie dazu bewogen hatte, liess im Oktober 2021 ein Artikel in der Fachzeitschrift «The Lancet» erahnen. Dort warfen sie der FDA zwischen den Zeilen vor, die Behörde habe den Boden der Wissenschaftlichkeit verlassen, als sie die Covid-Booster-Impfung für die Allgemeinbevölkerung guthiess. Die Entscheidung, ob das Boostern nötig sei, sollte «auf sorgfältigen Analysen» guter Studien beruhen. Dabei müsse zwischen dem Nutzen und dem Risiko abgewogen werden, forderten die beiden angesehenen Experten. Der Ex-FDA-Mitarbeiter sagte später, ihr damaliger Bereichsleiter für Biologika, Peter Marks, habe sie zur Kündigung gedrängt, als sie nicht in seinem Sinne gespurt hätten.

«Gezwungen, die Standards zu senken»

Auch bei der Zulassung der mRNA-Booster im Juni 2022, die sich neu gegen zwei statt zuvor eine Virusvariante richteten, gab die FDA kein gutes Bild ab. Die Studienergebnisse, die Pfizer und Moderna damals vorgelegt hätten, seien «unterwältigend» gewesen, kritisierte der Impfbefürworter und langjährige FDA-Berater Paul Offit im «New England Journal of Medicine«. Er riet davon ab, junge, gesunde Menschen mit mRNA-Impfstoffen zu boostern, welche sich gegen Virusstämme richteten, die nach ein paar Monaten schon wieder von der Bildfläche verschwunden seien.

Am Tag nach dem von Offit kritisierten FDA-Entscheid vereinbarte die US-Regierung mit Pfizer den Kauf von 105 Millionen Impfdosen plus eine Option für weitere 300 Millionen (Infosperber berichtete).  

Die damalige US-Regierung habe die FDA «gezwungen, Abkürzungen zu nehmen und ihre Standards zu senken», um die Booster-Impfung durchzudrücken, schrieb der US-Medizinprofessor George Tidmarsh, der 30 Jahre lang in der Arzneimittel-Entwicklung arbeitete, auf «Substack». Den zuständigen FDA-Bereichsleiter Peter Marks, der das (und mehr) zu verantworten hatte, bezeichnete Tidmarsh als «Held für Biotech-Investoren, nicht aber für Patienten und für die öffentliche Gesundheit». 

Marks rechtfertigte den FDA Entscheid im «New England Journal of Medicine» – worauf Makary Marks` Leserbrief auf Twitter als «Misinformation» bezeichnete. Vinay Prasad zerlegte Marks Argumente in seinem Blog «Vinay Prasad’s Observations and Thoughts». Prasad warf Marks vor, er benütze «Analysen von sehr schlechter Qualität, um Schlussfolgerungen für bereits getroffene politische Entscheidungen zu stützen». Marks Äusserungen seien «nicht ehrlich», sein Argument, «dass gute Belege zeigten, dass die Booster-Impfung jungen Menschen nützt, ist falsch.»

Vor die «Wahl» gestellt: Abgang oder Rauswurf

Im April 2025 verliess Marks die FDA. Er sei von Gesundheitsminister Robert F. Kennedy vor die Wahl gestellt worden, zurückzutreten oder gefeuert zu werden, beklagte er sich im «Wall Street Journal», das über Marks schrieb: «Sein Fachwissen und seine ruhige Hand wurden von der Pharmaindustrie geschätzt, die […] das Weisse Haus gedrängt hatte, Marks zu behalten.»

Nicht bloss Dutzende von Medien machten sich damals für Marks stark, auch das «Berlin Institute of Health» an der Berliner Universitätsklinik Charité lobte ihn: «Dr. Marks hat in seiner Zeit bei der FDA aussergewöhnliche Führungsstärke und unerschütterliche Integrität bewiesen. Sein kompromissloses Bekenntnis zur wissenschaftlichen Evidenz, besonders in einer Zeit wachsender Fehlinformationen und öffentlicher Verunsicherung, war ein verlässlicher Kompass für verantwortungsvolle Gesundheitspolitik.»

Doch genau dies – Fehlinformation – warfen Makary und Prasad Marks vor. «Peter Marks war einer der gefährlichsten pro-Pharma Regulatoren des 21. Jahrhunderts», schrieb Prasad im März 2025 in seinem eigenen Blog als Antwort auf Marks` Abgang.

Frühere Leiter der FDA wechselten zuhauf in die Pharmabranche

Beschädigt wurde die Glaubwürdigkeit der FDA auch durch die «Seitenwechsel» etlicher früherer Leiter sowie FDA-Mitarbeiter in die Pharmabranche. Unter dem FDA-Leiter Stephen Hahn zum Beispiel liess die US-Arzneibehörde den Covid-Impfstoff von Moderna zu. Im Januar 2021 verliess Hahn die FDA – um sechs Monate später bei «Flagship Pioneering» anzuheuern, einer Firma, die neue biopharmazeutische Firmen auf den Weg brachte und bringt, darunter auch Moderna.

Seit April 2025 leitet nun Makary die FDA und Prasad seit 6. Mai den Bereich Biologika. Prasad ist damit der Nachfolger von Peter Marks. Als neuer Leiter des Bereichs Biologika ist Prasad sowohl für die Zulassung von Impfstoffen zuständig als auch für Zell- und Gentherapien. Kaum wurde seine Ernennung bekannt, sanken die Aktienkurse von über einem Dutzend Biotechfirmen, die Zell- oder Gentherapien auf den Markt bringen wollen. Prasad sei «anti-Industrie» eingestellt, warf ihm ein Analyst vor.

Zeitgleich mit dem Antritt von Makary erhielten rund 3500 FDA-Angestellte ihre Kündigung. Dies könnte zu einem «Exodus» von FDA-Mitarbeitenden und damit zu weiteren «Seitenwechseln» in Pharmafirmen führen. In der Pharmabranche weckte die Massenentlassung Sorgen, dass die FDA künftig womöglich Fristen bei der Zulassung neuer Medikamente nicht einhalten könne. Für die Hersteller zählt jeder Tag, an dem ein Arzneimittel früher auf den Markt kommt.

FDA soll transparenter werden

Die FDA werde künftig transparenter arbeiten, kündigen Makary und Prasad an. Unter anderem mit Podcasts wollen sie die Bevölkerung ansprechen und verloren gegangenes Vertrauen wiederherstellen. Auch das Vertrauen in die Ärzteschaft und in Spitäler sei in den USA seit der Covid-Pandemie drastisch gesunken. «Wir haben so etwas nie zuvor gesehen», so Makary. 

Prasad kündigt für nächstes Jahr die ersten Zwischenergebnisse der Covid-Impf-Studien an, zu denen die FDA die Hersteller nun «ermuntert»: «Wir wissen nicht, was dabei herauskommen wird. Die Ergebnisse könnten alle überraschen.»

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*In einer früheren Fassung stand hier, die Covid-Impfung sei in der Schweiz erst ab 12 Jahren zugelassen. Dies trifft beim Impfstoff von Moderna zu. Der Pfizer/Biontech-Impfstoff ist ab 5 Jahren zugelassen. Quelle: swissmedicinfo.ch

Weiterführende Informationen


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Wer hat Recht – die Börse oder die Grossbanker?

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Bei der Diskussion über eine mögliche Aufstockung des geringen Eigenkapitals der UBS fällt auf, dass zwei wesentliche Überlegungen erstaunlicherweise fehlen.

Nämlich die Frage, wie Eigenkapital überhaupt gemessen wird, sowie die Tatsache, dass sein Wert im zeitlichen Verlauf höchstwahrscheinlich erheblich schwanken kann, vor allem in kritischen Phasen.

Was bringt es dann, eine Erhöhung in Betracht zu ziehen, wenn die Bewertung nur ungenau ist und zu selten erfolgt?

Die Börsenkurse stehen – solange die Finanzmärkte geöffnet sind – fortlaufend zur Verfügung, wohingegen die Geschäftszahlen bestenfalls vier Mal pro Jahr veröffentlicht werden.

Diese Diskrepanz ist nicht folgenlos.

Wenn beispielsweise Anfang April 2025 nach den Ankündigungen von Donald Trump zu einer drastischen Erhöhung der Zolltarife der Kurs der UBS-Aktien stark sank: Wie stand es dann um das Eigenkapital?

Die Quartalszahlen von Ende März waren zu dem Zeitpunkt nicht mehr aktuell genug. Wie wirkten sich Trumps Erklärungen auf die Aktivseite der Bilanz aus?

Sanken die Aktiva, weil eine derartige Zollerhöhung die Geschäfte diverser grosser, exportorientierter Unternehmen, die Kunden oder Schuldner bei der UBS sind, beeinträchtigen und ihr Ausfallrisiko potenziell steigern könnte?

Wenn dem so ist, dann wäre das Eigenkapital ebenfalls gesunken, bevor es dann wahrscheinlich Ende April oder Anfang Mai wieder anstieg.

Aber dazu gaben weder die Bank noch die sogenannten Regulierungsbehörden irgendeine Auskunft.

Zur Verdeutlichung meiner Aussage kann vielleicht folgender Vergleich dienen: Man stelle sich vor, die Geschwindigkeitskontrollen im Autoverkehr würden nur viermal jährlich erfolgen, an einem bereits vorher feststehenden Datum und anhand der Eigenerklärung des Fahrers.

Es wäre garantiert ein durchschlagender Erfolg bei der Bekämpfung von überhöhter Geschwindigkeit auf den Strassen! Die Angst der Verkehrssünder vor Bussgeldern hielte sich in Grenzen. 

Für eine Grossbank wie die naturgemäss komplexe und hoch verschuldete ehemalige Credit Suisse war es nicht glaubwürdig, ein von den abgestürzten Börsenkursen unbeeinträchtigtes Eigenkapital – also die Differenz zwischen den Aktiva und der Summe aller Verbindlichkeiten – auszuweisen.

Wenn man implizit glauben macht, das Eigenkapital sei kurzfristig stabil genug, um es als Messgrösse nur einmal pro Quartal abzubilden, ist das nichts anderes als ein Bluff.

Erst recht seitens einer Bank, die als Too big to fail gilt und deren Risikobereitschaft umso grösser ist, als die Steuerzahler in letzter Instanz dafür geradestehen müssen.

Konkret gesprochen ist zwischen 2000 und 2023 das in den Bilanzen der CS aufgeführte Eigenkapital gestiegen, während ihr Börsenwert zum Schatten seiner selbst verkümmert war. Man finde den Fehler!

Diese Realitätsverweigerung setzte sich bis hin zum Schlussakt fort.

Hatten die FINMA und die SNB noch am 15. März 2023 behauptet: «Die für die Schweizer Finanzinstitute geltenden strengen Kapital- und Liquiditätsanforderungen sorgen für die Stabilität der Institute. Credit Suisse erfüllt die an systemrelevante Banken gestellten Anforderungen an Kapital und Liquidität», so wurde nur vier Tage später, am 19. März, auf einer Pressekonferenz in Bern der Zusammenbruch der Bank mitgeteilt.

In Anwesenheit der Präsidenten eben dieser beiden Einrichtungen.

Welche Zahlen wurden denn zu Grunde gelegt, als sie sich am 15. März so zuversichtlich gaben, während die CS doch schon in Auflösung begriffen war?

Die von Ende Dezember 2022, die bereits überholt waren, oder die von Anfang März 2023? Wenn letzteres der Fall war, hätten diese Zahlen publik gemacht werden müssen.

Tatsache ist jedoch, dass die Zahlen von März 2023 einen Börsenwert aufzeigen, der weit niedriger ist als das in den Büchern ausgewiesene Eigenkapital.

Nach Einschätzung der Investoren war dieses demnach in Wahrheit viel niedriger als behauptet, wie ich es auch in meinen eigenen Arbeiten nachgewiesen habe.

Da die in diesem Artikel aufgeworfenen Fragen unbeantwortet bleiben (und das wahrscheinlich noch lange), sind unabhängige Bewertungen der einzig gangbare Weg, um all das aufzudecken, was unter dem Vorwand der Komplexität aufwändig verschleiert wird.

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Die französische Fassung dieses Artikels ist am 29.5.2025 in Le Temps erschienen. Die deutsche Version erschien auf Inside Paradeplatz.


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Assetera: Wiener Startup bringt Wertpapiere als SecurityToken auf die Blockchain

RWA, kurz für Real World Assets, ist wie berichtet 2025 eines der ganz großen Schlagworte in der Krypto-Industrie. Im Kern geht es darum, Dinge wie Immobilien, Unternehmensbeteiligungen, Gold oder Anleihen per Token auf der Blockchain abzubilden und so digital handelbar zu machen. Das österreichisches Startup Assetera (mit einer Schweizer AG als Mutter) von Gründer Thomas Labenbacher hat für seine RWAs die Polygon auserkoren, kann aber auch EVM-kompatible Token auf der Plattform anbieten. Zuletzt wurde etwa auch eine Partnerschaft mit Ondo Finance für einen tokenisierten Fond, der in US-Staatsanleihen investiert, geschlossen.

Im Interview heute gibt Labenbacher Einblicke in das Geschäftsmodell von Assetera, warum seine Firma Wertpapiere auf die Blockchain bringt – und warum man nicht den nächsten Hype-Token auf den Markt bringen will (OM von Mantra lässt schön grüßen).

Ihr bringt Wertpapiere auf die Blockchain. Was ist der große Vorteil gegenüber dem heutigen Handelssystem?

Thomas Labenbacher: Assetera ist die erste dezentrale, EU-weit regulierte Handelsplattform für reale Vermögenswerte (RWA) in Form von Wertpapieren auf der Blockchain. Wir bringen Wertpapiere auf die Blockchain, vertreiben sogenannte Security Token und bieten auch den Kauf/Verkauf für Assetera-Kunden an.

Der größte Vorteil von Wertpapieren auf die Blockchain liegt in der radikalen Effizienz. Der heutige Handel mit Wertpapieren ist stark von Intermediären, zentralen Verwahrstellen und manuellen Prozessen abhängig. Durch die Blockchain-Technologie können wir Wertpapiere direkt digital begeben, übertragen und verwahren – rund um die Uhr, global und nahezu in Echtzeit. Das reduziert Kosten, erhöht die Transparenz und eröffnet neue Märkte, beispielsweise für kleinere Emittenten oder Micro-Investments.

Euch geht es um Real World Assets – was versteht ihr darunter? Auch Immobilien oder Gold?

Ja, genau. Real World Assets (RWAs) sind reale, physisch oder wirtschaftlich existierende Vermögenswerte, die als Wertpapiere digitalisiert werden – zum Beispiel Immobilien, Unternehmensbeteiligungen, Gold, Anleihen oder Forderungen.

Unser Ziel ist es, diese Assets strukturiert, rechtssicher und effizient als Wertpapier über die Blockchain handelbar zu machen und zum Handel anzubieten.

Was unterscheidet euch von der Konkurrenz? Was macht euch einzigartig, was ist eure USP?

Viele sprechen von Tokenisierung – wir setzen sie bereits um. Unsere Plattform deckt die gesamte Wertschöpfungskette ab: von der rechtlichen Struktur über die Emission bis hin zu Sekundärhandel und Verwahrung. Unser USP ist die Kombination aus regulatorischer Tiefe, technologischer Modularität und echter Kapitalmarkterfahrung. Zudem entwickeln wir unsere Technologie API-first, was sie hochgradig integrativ für Partner und White-Label-Kunden macht.

Der regulatorische Ansatz steht an erster Stelle: Aufbauend auf vollständiger MiFID II Konformität, um eine sichere und rechtlich einwandfreie Tokenisierung von Finanzinstrumenten zu ermöglichen.

Wir bieten eine duale Lizenzstruktur: Assetera schlägt die Brücke zwischen traditionellem Finanzwesen und digitalen Vermögenswerten durch Lizenzen für sowohl Security Token als auch Kryptowährungen.

Wir setzen auf Real-World Assets (RWA) im großen Maßstab: Nahtlose Integration realer Vermögenswerte in die Blockchain mit Fokus auf Liquidität, Transparenz und Zugang zum Sekundärmarkt.

Wir bieten Infrastruktur auf institutionellem Niveau: Ein genehmigungsbasiertes Kernsystem kombiniert mit interoperablen Blockchain-Schichten gewährleistet Vertrauen und Skalierbarkeit.

Wir bieten europaweite Reichweite und eine globale Vision: In der EU entwickelt, konzipiert für die Integration mit globalen Akteuren, die nach regulierten Lösungen für tokenisierte Finanzprodukte suchen.

Welche Technologien setzt ihr ein, bzw. welche hauseigene Tech habt ihr entwickelt? Habt ihr eine eigene Blockchain, oder nutzt ihr bestehende Chains?

Die Kerntechnologie wird intern entwickelt und beinhaltet ein Smart-Contract-System, das auf der Polygon-Blockchain bereitgestellt wird, um den Handel und die Abwicklung von Finanzinstrumenten zwischen Nutzern zu ermöglichen.

Assetera verbindet das Web3-Ökosystem mit traditioneller Technologie und unterstützt jegliche technischen Anforderungen, während es sich nahtlos in führende Tools und Dienste der Branche integriert. Assetera bietet Partnern Mehrmandaten Systemfähigkeiten, indem es seine Technologie, Lizenzen und Backend-Operationen nutzt. Marktteilnehmer und Finanzinstitutionen können durch Integration unserer REST-API in ihre Plattformen für digitale Wertpapiere handeln.

Assetera nutzt Smart Contracts, um sicheres Peer-to-Peer-Trading ohne Vermittler zu ermöglichen, was das Betrugsrisiko minimiert und die Transaktionssicherheit erhöht. Die Plattform eliminiert die Notwendigkeit traditioneller Intermediäre wie Broker oder Clearingstellen, was die Transaktionsgebühren für Händler und Investoren senkt.

Atomare Swaps bieten einen transparenten Prozess, bei dem beide Parteien ihre Verpflichtungen gleichzeitig erfüllen müssen, was das Vertrauen der Teilnehmer stärkt. Die Echtzeitabwicklung ermöglicht es Händlern, Vermögenswerte sofort auszutauschen, wodurch das Gegenpartei-Risiko reduziert und die Effizienz des Handels gesteigert wird.

Wie sieht es mit bisherigen Finanzierungen aus? Gibt es schon Investoren?

Assetera hat unter anderem den ersten europäischen, tokenisierten Money Market Fund von Blackrock und anderen internationalen Asset Managern als Token auf der Plattform. Neben Money Market Fund werden Aktien wie die Coinbase und Nivida Aktien sowie der Index CPSX Core S&P 500 als Tokenized Securities angeboten.

Assetera bereitet die Series A Finanzierungsrunde für Ende des Jahres/Q1 2026 vor.

Welches Geschäftsmodell verfolgt ihr? Wie generiert euer Startup-Einnahmen?

Unser Geschäftsmodell basiert auf Infrastruktur: Wir generieren Einnahmen durch Tokenisierungs- und Transaktionsgebühren, über die Verwahrung digitaler Assets, sowie über White-Label- und Lizenzmodelle für unsere Technologie. Darüber hinaus bieten wir regulatorisch geprüfte Strukturierungs- und Emissionsservices an – insbesondere für Partner, die nicht selbst eine Lizenz halten.

Mantra mit dem OM-Token, das ebenfalls im RWA-Bereich unterwegs ist, hat kürzlich einen massiven Crash hingelegt. Wie seht ihr den Fall, und wie schützt ihr eure User vor so einem Crash?

Wir setzen bewusst nicht auf spekulative Token-Ökonomien. Unsere Produkte sind keine Utility-Token, sondern rechtlich strukturierte und durch reale Vermögenswerte gedeckte Instrumente. Wir bauen auf bestehende Regulierungen wie MiFID oder bald MiCA – und trennen Technologie, Custody und Marktlogik klar. Wer Transparenz, Sicherheit und rechtliche Klarheit will, braucht genau diesen Ansatz – und keinen nächsten Hype-Token.

Was sind die nächsten Schritte für euer Unternehmen? Habt ihr spezifische Ziele für die Zukunft?

Angebot, Distribution und Weiterentwicklung von Serviceleistungen. Unser Lizenz-Foundation und in-house Technologie ist die Basis dafür. Vor allem, dass wir täglich zufluß von Security Token auf unsere Plattform haben, sowie dass wir die Distribution ständig ausbauen.

Wir stehen vor dem Rollout mehrerer Real-World-Asset-Produkte in Zusammenarbeit mit Banken und Emittenten. Parallel dazu treiben wir die Lizenzierung als MiCA/CASP-Anbieter voran, um innerhalb der EU passportfähig zu sein. Technologisch setzen wir auf Skalierung und Partnerschaften mit Finanzinstituten, Family Offices und alternativen Investmentplattformen.

Hast du Tipps für andere Gründerinnen und Gründer?

Fokus schlägt Fantasie. Gerade im Finanzbereich ist es essenziell, regulatorisch sauber zu arbeiten und wirklich zu verstehen, was die Nutzer brauchen. Nicht jeder Token muss ein Produkt sein. Und: hol dir früh Feedback, aber baue mit Substanz. Vertrauen und Glaubwürdigkeit sind in unserer Branche das wertvollste Kapital.

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CleanTech stirbt gerade einen unsauberen Tod

Es es gar nicht lange her, da buhlten Europa und die USA noch um sie, heute stehen sie schwer angeschlagen da: 2023 noch sorgte der Inflation Reduction Act (IRA) unter Joe Biden noch dafür, dass CleanTechs wie Northvolt (grüne Batterien) und Climeworks (CO2-Entfernung) damit drohten, in die USA abzuwandern. Nur zwei Jahre später sieht ihre Welt – und die vieler anderer Unternehmen, die dem Bereich zuzuordnen sind – vollkommen anders aus.

Denn die CleanTech-Industrie durchlebt derzeit eine der schwierigsten Phasen ihrer Geschichte. Eine Kombination aus politischen Richtungsänderungen in den USA, strukturellen Herausforderungen bei der Skalierung und technischen Problemen führt zu einer Konsolidierungswelle, die etablierte Unternehmen und vielversprechende Startups gleichermaßen erfasst.

Politische Kehrtwende in den USA

Am Donnerstag hat das US-Repräsentantenhaus mit knapper Mehrheit ein umfassendes Steuerreformpaket verabschiedet, das die CleanTech-Förderung des Inflation Reduction Act erheblich beschneidet. Das Gesetz sieht vor, die wichtigsten Steuererleichterungen für erneuerbare Energien früher als ursprünglich geplant auslaufen zu lassen.

Die Änderungen betreffen insbesondere die Steuergutschriften für saubere Elektrizitätserzeugung, die bereits ab 2029 schrittweise reduziert und 2032 vollständig eliminiert werden sollen. Besonders drastisch: Die 30-prozentige Steuergutschrift für private Solaranlagen wird komplett gestrichen. Projekte müssen innerhalb von 60 Tagen nach Inkrafttreten des Gesetzes mit dem Bau beginnen, um noch von den verbleibenden Förderungen zu profitieren.

Marktreaktion: Massive Kursverluste

Die Finanzmärkte reagierten umgehend auf die politischen Entwicklungen. CleanTech-Aktien verzeichneten am 22. Mai erhebliche Verluste:

Unternehmen Kursverlust Sektor
Sunrun -33% bis -40% Residential Solar
Complete Solaria -22% Solar
Enphase Energy -10% bis -19% Solar/Batterien
Maxeon Solar -15,6% Solar
SolarEdge Technologies -10% bis -15,6% Solar
NextEra Energy -9% Utilities/Renewables
JinkoSolar -2,3% Solar
First Solar -6% Solar
Canadian Solar -10% Solar
Der Invesco Solar ETF, der hauptsächlich US-Aktien umfasst, verlor bis zu 10 Prozent seines Wertes. Analysten von Jefferies bezeichneten die politischen Änderungen als „Vorschlaghammer-Schläge“ und bewerteten das Ergebnis als „schlimmer als befürchtet“.

Europäische Batterie-Ambitionen: Das Ende von Northvolt

Parallel zu den politischen Entwicklungen in den USA kämpfen CleanTech-Unternehmen weltweit mit operativen Herausforderungen. Der schwedische Batteriehersteller Northvolt, einst als europäische Antwort auf die asiatische Dominanz im Batteriesektor positioniert, stellt seine Produktion bis Ende Juni 2025 vollständig ein.

Das seit März 2025 insolvente Unternehmen hatte seit 2016 etwa 10 Milliarden Dollar an Fremd- und Eigenkapital eingesammelt und beschäftigte vor dem Kollaps rund 7.000 Mitarbeiter. Heute arbeiten nur noch 900 Beschäftigte in der letzten verbliebenen Fabrik. Der Insolvenzverwalter bestätigte indes, dass derzeit keine realistische Aussicht auf einen kurzfristigen Käufer besteht.

Direct Air Capture unter Druck: Climeworks reduziert Personal

Das Schweizer Unternehmen Climeworks, Pionier der Direct Air Capture-Technologie, entlässt 22 Prozent seiner Belegschaft – insgesamt 106 von 483 Mitarbeitern. Das seit 2009 tätige Unternehmen hat bisher 780 Millionen Dollar eingesammelt, kämpft aber mit den Auswirkungen der veränderten US-Klimapolitik.

Ein geplantes Großprojekt in Louisiana, das mit 50 Millionen Dollar US-Regierungsförderung und der Aussicht auf weitere 500 Millionen Dollar ausgestattet war, steht aufgrund der politischen Unsicherheit auf der Kippe. Zusätzlich kämpft das Unternehmen mit technischen Herausforderungen: Die „Mammoth“-Anlage in Island sollte jährlich 36.000 Tonnen CO₂ einfangen, schaffte im ersten Betriebsjahr jedoch nur etwa 105 Tonnen.

Biotechnologie-Startup Arkeon meldet Insolvenz

Auch in Österreich gibt es derweil schlechte News von der CleanTech-Front: Das Wiener Biotechnologie-Startup Arkeon meldete am Donnerstag Insolvenz an. Das 2021 gegründete Unternehmen hatte sich auf die Gasfermentation spezialisiert und CO₂ mithilfe von Archaeen in Aminosäuren umgewandelt. Trotz einer erfolgreichen Finanzierungsrunde von 10 Millionen Euro im Jahr 2022 konnte das Unternehmen die Herausforderungen bei der kommerziellen Skalierung nicht bewältigen.

Strukturelle Herausforderungen der Branche

Die aktuellen Entwicklungen verdeutlichen mehrere strukturelle Probleme der CleanTech-Industrie:

  • Kapitalintensive Skalierung: Der Übergang von der Technologieentwicklung zur industriellen Produktion erfordert massive Investitionen, die sich oft als schwer refinanzierbar erweisen. Bedeutet unterm Strich für viele: Ihnen geht das Geld aus, sie müssen zusperren oder restrukturieren
  • Politische Abhängigkeit: CleanTech-Unternehmen sind stark von staatlichen Förderungen und politischen Rahmenbedingungen abhängig, was sie anfällig für Politikwechsel macht. Der Wechsel von Biden zu Trump ist dramatisch für die Branche, die unter dem IRA noch florierte
  • Technische Komplexität: Viele CleanTech-Lösungen erweisen sich in der Praxis als komplexer und störanfälliger als in der Entwicklungsphase antizipiert.

Warum CleanTech überleben kann

Trotz der aktuellen Turbulenzen sehen manche Branchenexperten die CleanTech-Industrie keineswegs am Ende. Globale Investitionen in saubere Technologien sollen bis 2025 auf 670 Milliarden Dollar ansteigen und damit erstmals die Ausgaben für fossile Brennstoffe übertreffen. Der Rückgang der Venture Capital-Finanzierung reflektiert laut Analysten primär makroökonomische Faktoren wie höhere Zinssätze und nicht eine fundamentale Abkehr von der Branche. Gleichzeitig treiben drastisch gesunkene Kosten für Schlüsseltechnologien wie Lithium-Ionen-Batterien die Branche voran, während KI-gestützte Energiemanagement-Lösungen und fortschrittliche Speichertechnologien neue Effizienzpotenziale erschließen.

Die wachsende Stromnachfrage durch Elektrifizierung schafft zusätzliche Marktchancen für CleanTech-Unternehmen. E-Fahrzeuge, KI-Rechenzentren und industrielle Elektrifizierungsprojekte generieren eine starke Nachfrage nach erneuerbaren Energiequellen und intelligenten Netzlösungen. Parallel dazu intensivieren sowohl private Unternehmen als auch Regierungen ihr Engagement: Konzerne schließen langfristige Verträge für CO₂-Entfernung ab, während staatliche Investitionen in Carbon Capture und verwandte Technologien erheblich ausgeweitet werden.

Investoren wie Radix Ventures setzen dabei auf einen strategischen Ansatz, der Unternehmen mit klarem wirtschaftlichem Wert und Marktreife priorisiert. Es gebe eine Entwicklung hin zu marktgetriebenen statt rein regulatorisch motivierten Geschäftsmodellen. Das wird als Zeichen für die zunehmende Reife der Branche gewertet – nicht für ihren Niedergang.

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Schweizer Aktien kehren an deutsche Börsen zurück

Seit dem 1. Mai 2025 ist der Handel in Frankfurt & Co. wieder möglich Fünf Jahre lang waren Schweizer Aktien wie Nestlé, Novartis oder UBS an deutschen Börsen nicht direkt handelbar – ein Resultat des bilateralen Streits zwischen der Schweiz und der EU. Doch seit dem 1. Mai 2025 ist der Bann aufgehoben: Deutsche Anleger […]

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Geldanlage: Vorsicht ist die Mutter der Zertifikate-Kiste

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«Strukturierte Finanzprodukte sind eine attraktive Ergänzung zu direkten Finanzanlagen wie Aktien, Obligationen, Währungen und anderen traditionellen Anlageformen», behaupten Banken und andere Anbieter. Solche Produkte böten Anlegern die Möglichkeit, auch in anspruchsvollen Marktumfeldern neue Perspektiven und passende Anlagelösungen zu finden, werben sie.

Tatsächlich scheinen sie bei den Schweizer Anlegern anzukommen. Denn wie die Statistik zeigt, hat die Finanzbranche im vergangenen Jahr allein in der Schweiz knapp 200 Milliarden Franken mit ihnen umgesetzt. Sie würde dies wohl kaum tun, wenn sie dabei nicht gutes Geld verdienen würde. Auf Seiten der Anleger sieht das anders aus: Der Blick auf die Webseite der Börse Six zeigt, dass täglich hunderte von strukturierten Finanzprodukten wertlos verfallen, weil kritische Kursbarrieren berührt oder überschritten wurden.

Täglich verfallen viele strukturierten Finanzprodukte

So etwas kommt also nicht nur in extremen Phasen wie etwa während der Finanzkrise mit der Lehman-Pleite vor gut zehn Jahren vor, sondern praktisch regelmässig. Gerade erst berichtete Inside Paradeplatz darüber, wie Privatkunden der UBS sehr viel Geld mit Währungsderivaten verloren haben. In ähnlichen Fällen verklagten amerikanische Behörden Bankinstitute wegen der Verschleierung von massiven Verlustrisiken in komplexen Optionsstrategien. In der Schweiz scheinen Anbieter wie die UBS nichts befürchten zu müssen, weil die Aufsicht zu zahm ist.

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Zuletzt sind hunderte von Zertifikaten ausgeknockt worden. Hier gibt es eine grössere Auflösung der Grafik.

Die UBS wirbt zwar mit «den besten Anlageideen» und mit «mehr Möglichkeiten, das Kapital zu vermehren». Aber angesichts der kolportierten Verluste stellt sich schon Frage, wie sinnvoll diese Produkte für die Kunden gewesen sein mögen.

Investoren, die solche Anlageformen im Glauben gekauft haben, attraktive Renditen erzielen und wegen «Risikopuffern» und «Kapitalschutz-Mechanismen» selbst bei Turbulenzen kein Geld verlieren zu können, müssen sich im Verlustfall eines Besseren belehren lassen. Dazu kommt, dass strukturierte Produkte keine privilegierten Sondervermögen sind, sondern den Banken vor allem zur günstigen Refinanzierung, zur Abwälzung von Risiken sowie zur Umsatz- und Gebührenbolzerei dienen.

Auf dem Markt für verbriefte Derivate (Zertifikate) stehen ein paar wenige Emittenten einer grossen Mehrheit vorwiegend privater Anleger gegenüber. Die Finanzunternehmen arbeiten wie am Fliessband, überschwemmen den Markt mit einer immer unübersichtlicheren Produktpalette und bestimmen als so genannte Marketmaker im Sekundärmarkt wie auch im ausserbörslichen Handel die Preise für die von ihnen ausgegebenen Titel. Empirische Untersuchungen zeigen, wie die Preise strukturierter Produkte systematisch von jenen «fairen Werten» abweichen, die sich modelltheoretisch errechnen liessen.

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Das Geschäft mit Finanzzertifikaten floriert. Hier gibt es eine grössere Auflösung der Grafik.

Zielkonflikt zwischen der Anlageberatung und dem Produktverkauf

«Im Laufe der Zeit sind zu viele Instrumente auf den Markt gekommen, die oft auch zu komplex sind,» erklärte Derivate-Experte Heinz Zimmermann schon vor Jahren. Vielfach sei nicht zu erkennen, wie ein strukturiertes Finanzprodukt funktioniere, wie es konstruiert worden sei und mit wie viel Kapital es unterlegt sei. Die Verkaufsprospekte seien oft so komplex, dass Anleger diese oftmals gar nicht verstehen könnten.

Objektive Fachleute staunen immer wieder, welche undurchsichtigen Finanzprodukte unbedarften Anlegern angeboten werden. Ein Anleger, der schon ein recht einfach komponiertes Konstrukt kaum verstehe, werde beispielsweise den Nutzen von Double-Barrier-Reverse-Convertibles wohl schwerlich auf Anhieb begreifen. Er müsste sich blind auf seinen Anlageberater verlassen.

Das führt zu einem weiteren Problem: dem Zielkonflikte zwischen der Anlageberatung und dem Produktverkauf. Eigentlich sollten Banker nicht wie Verkäufer daherkommen, sondern idealerweise nur ihre Kunden nach bestem Wissen und Gewissen beraten oder ihre Portefeuilles verwalten. In der Praxis ist jedoch das Gegenteil der Fall: Die Anlageberater funktionieren wie die Mitglieder einer Drückerkolonne und müssen bestimmte Verkaufsziele erreichen, falls sie die Aussicht auf ihre Boni nicht verlieren wollen.

Strukturierte Produkte sind für Privatanleger in der Schweiz problematisch wegen:

Komplexität und Intransparenz

Viele strukturierte Produkte sind sehr komplex aufgebaut, sodass selbst erfahrene Anleger oft Mühe haben, die Funktionsweise vollständig zu verstehen. Die Vielzahl an Produktvarianten und fantasievollen Namen erschwert die Orientierung zusätzlich.

Die Kostenstruktur ist meist intransparent. Gebühren sind oft im Produktpreis versteckt und nicht klar ausgewiesen, was einen Kostenvergleich erschwert.

Risiken

Es besteht ein hohes Marktrisiko, da der Wert des Produkts stark von der Entwicklung des Basiswerts (zum Beispiel einer Aktie, einem Index, einem Rohstoff oder anderem) abhängt. Bei ungünstiger Marktentwicklung ist ein Totalverlust des eingesetzten Kapitals möglich.

Strukturierte Produkte sind rechtlich gesehen Schuldverschreibungen. Das bedeutet, dass bei einer Insolvenz des Emittenten, also zum Beispiel einer Bank, das investierte Geld verloren gehen kann. Dies wurde beim Konkurs von Lehman Brothers 2008 vielen Anlegern schmerzlich bewusst.

Fehlende Beratung und Schutz

Privatanleger erhalten häufig unzureichende oder unverständliche Beratung und werden oft zum Kauf (bzw. sie werden vom Portfoliomanager einfach in in die Depots gelegt) gedrängt, ohne die Risiken und die Funktionsweise wirklich zu kennen. Im Gegensatz zu klassischen Fonds gibt es keinen besonderen Anlegerschutz nach dem Kollektivanlagengesetz (KAG).

Fazit

Strukturierte Produkte bieten zwar Zugang zu neuen Märkten und Anlagestrategien, sind aber für Privatanleger wegen ihrer Komplexität, Intransparenz, hohen Risiken und dem fehlenden Schutz oft ungeeignet. Wer die Produkte nicht vollständig versteht, sollte sie meiden.


Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine
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IPO – Der große Traum vom Börsengang

Es ist wohl der Traum von jedem Unternehmen, das wirklich gross werden möchte – das IPO, also der Börsengang. Nicht nur etablierte Firmen mit langjährigem Bestehen streben danach, es gibt auch viele Startups, die nach starkem Wachstum den Schritt an die Börse wagen wollen. Trotz der wirtschaftlich schwierigen Zeiten gibt es auch in Österreich Jungfirmen, deren Anteile künftig womöglich in Form von Aktien zugänglich sein werden.

Zwei spannende Beispiele dafür sind der Linzer Krypto-Steuer-Spezialist Blockpit und das oberösterreichische Energie-Scale-up neoom. Die beiden jungen Unternehmen haben in den vergangenen Jahren ein beeindruckendes Wachstum gezeigt, bereits Interesse an einem IPO bekundet und auch schon entscheidende Schritte in diese Richtung gemacht. Wir zeigen, wie sich die beiden potenziellen IPO-Anwärter auf den grossen Tag vorbereiten.

Blockpit hat den Kryptowinter überstanden

Blockpit wurde im Jahr 2017 gegründet und hat sich seitdem zu einem internationalen Player in Sachen Krypto-Steuern entwickelt, der mit seiner Software Kunden dabei hilft, korrekt Steuern für Bitcoin und Co. zu bezahlen. Das Scale-up rund um CEO und Mitgründer Florian Wimmer ist bereits eine Aktiengesellschaft (AG) und will in Zukunft auch den Börsengang angehen. In seiner Geschichte hat das Jungunternehmen jede Menge Ups und Downs erlebt und sich stark auf dem Kryptomarkt etabliert.

„Wir haben im Jahr 2017 auf einem Bärenmarkt unser Debüt hingelegt. 2018 ging es jedoch gleich bergab und es herrschte zweieinhalb Jahre der Kryptowinter. Das war schon mal die erste Härteprobe“, erklärt Florian Wimmer. Doch diese Härteprobe meisterte Blockpit über die kommenden Jahre. Die Jungfirma konnte durch Unterstützung von Investor:innen die schwierigen Zeiten überstehen. Existenzängste gibt es laut Wimmer heute nicht mehr.

IPO-Gedanke schon bei ersten Finanzierungsrunden

Dieser Tage beschäftigt Blockpit mehr als 30 Mitarbeiter:innen und ist in zehn Ländern aktiv. Bislang hat Blockpit einen Grossteil seiner Umsätze aus dem B2C-Geschäft gewonnen. Doch nun hat auch noch das B2G-Geschäft (Business to Government) an Fahrt gewonnen. Das Scale-up lizenziert seine Software im Zuge dessen nun auch an Behörden. Auch Übernahmen hat Blockpit mittlerweile getätigt, beispielsweise hat das Scale-up 2023 den Schweizer Rivalen Accointing akquiriert. „Wir haben jetzt auch ein Level an Cashflow und Grösse erreicht, durch das wir sehr stabil sind. Daher machen wir uns nun auch Gedanken darüber, in welche Richtung wir uns langfristig bewegen wollen“, so Wimmer.

Ein IPO ist hier natürlich eine attraktive Option. Laut Wimmer kam der Gedanke an einen Börsengang schon mit den ersten Finanzierungsrunden, immerhin sind Investoren in der Krypto-Szene oft auch auf den Aktienmärkten unterwegs. Abgesehen davon sieht Blockpit solche Investoren natürlich auch als potenzielle Kunden. Keine schlechte Ausgangsbasis für ein IPO.

Blockpit wird für Krypto-Steuern in BISON-App integriert

Aktiengesellschaft als wichtiger Zwischenschritt

2021 erfolgte der Schritt hin zur Aktiengesellschaft. Mit dieser neuen Unternehmensform ist Blockpit bereits gut für einen Börsengang positioniert. „Für mich persönlich ist der Börsengang ein grosser Wunsch. Es gibt natürlich auch einige Exit-Szenarien für uns“, erklärt Wimmer. Bei einem IPO würde man Altinvestor:innen den Verkauf von Anteilen ermöglichen, und gleichzeitig neue Shareholder an Bord holen können. Ein Listing wäre für den Blockpit-CEO auch attraktiv, weil das Jungunternehmen dadurch viel Aufmerksamkeit und auch Liquidität für mögliche Investments gewinnen würde. Damit das IPO gelingt, muss natürlich auch der passende Börsenplatz her.

Wimmer zufolge ist eine gewisse Visibilität hierbei wichtig, vor allem bei der Blockpit-Zielgruppe. Das bedeutet in diesem Fall, dass ein Börsendebüt im DACH-Raum ideal wäre, immerhin kommen rund 80 Prozent der Kunden des Scale-ups aus diesem Markt. Ebenfalls wichtig ist Liquidität. Blockpit hat seine Aktien rechtlich schon bereit für die Blockchain gemacht, doch auch den Zugang zu traditionellen Investoren wünscht sich das Scale-up. Beispielsweise würde die Wiener Börse hierfür in Frage kommen.

neoom hat AG-Umwandlung auch vollzogen

neoom hat zwar scheinbar relativ wenig mit Blockpit gemeinsam, doch ein entscheidender Berührungspunkt ist, dass beide Aktiengesellschaften sind. Im Jahr 2022 hat sich neoom, ein Energie-Scale-up rund um CEO und Mitgründer Walter Kreisel, von einer GmbH zu einer AG umgewandelt. Damit hat auch neoom einen wichtigen Schritt hin zum IPO gemacht. Die Jungfirma ist einer der grossen Player in der Energiewende im DACH-Raum. Das grosse Ziel: Bis 2030 soll neoom ein Gigacorn werden – also das Ziel erreichen, gemeinsam mit Kund:innen und Partner:innen eine Gigatonne CO₂-Äquivalente einzusparen.

Dafür hat das Team aus Freistadt in Oberösterreich ein Geschäftsmodell mit vier Säulen aufgebaut. Man verkauft Hardware (Photovoltaik, Stromspeicher, E-Auto-Ladestation usw.) an Kund:innen, bietet ihnen passende Software für smartes Energie-Management, baut rundherum Services wie Energiegemeinschaften und hat on top passend dazu noch Finanzierungslösungen im Portfolio, um den Kund:innen den Umstieg auf nachhaltige Energielösungen zu ermöglichen.

Stop für russisches Gas & Effekte auf die Energiewende – feat. Walter Kreisel von neoom

„In kleinen Schritten IPO-ready werden“

„Das Hauptziel ist natürlich immer saubere, sichere und günstigste Energie dezentral für unsere Kunden, also für Privathaushalte wie Gewerbe, bereit zu stellen. Die Energiewende sollte nicht das Problem des Kunden sein, sondern die Lösung“, sagt CFO Philipp Lobnig. Man würde sich frühzeitig mit Trends am Markt auseinandersetzen und daraus Geschäftsmodelle ableiten. Bis 2030 will man ein wesentlicher Player in Europa sein und über den DACH-Markt hinaus wachsen. Am Weg dorthin könnte nach mehreren Finanzierungsrunden sowie der Aufnahme von Fremdkapital schliesslich das IPO liegen.

„Uns ist grundsätzlich wichtig, dass wir uns keinen Weg in die Zukunft verbauen. Ein IPO ist nichts, was man von heute auf morgen machen kann. Man muss ein Unternehmen darauf vorbereiten, eine Strategie dafür entwickeln. Wir sind eigentlich schon länger damit beschäftigt, das Unternehmen in kleinen Schritten IPO-ready zu machen, um dann eben einfach alle Flexibilitäten am Tisch zu haben“, so Lobnig weiter.

Börsengang ist kein Exit, sondern Wachstumschance

Um zum Zeitpunkt X bereit zu sein, müsse man frühzeitig etwa auch das Reporting, die Accounting-Standards sowie die Governance des Unternehmens so aufbauen, dass man später die Vorgaben für börsennotierte Unternehmen gut erfüllen kann. Laut Patrick Freier, Director Corporate Finance and Investor Relations bei neoom, ist die Finanzberichterstattung ein zentrales Thema. Ebenfalls wichtig ist der Bereich Governance. Ein Teil davon ist der Wandel zur Aktiengesellschaft. Ebenfalls wichtig ist hier der Aufbau der entsprechenden Management- und Aufsichtsratsstrukturen.

„Wir sehen das IPO weniger als Exit-Szenario, sondern vielmehr als gute Möglichkeit, weiteres Kapital aufzubringen und weiter zu wachsen“, sagt Lobnig. „Wir sind ja noch sehr jung und die Energiewende hat erst angefangen. Die Märkte kommen jetzt erst in die Phase, wo wir unsere Stärken ausspielen können. Man merkt momentan schon, dass es zunehmendes Interesse gibt von verschiedenen Spielern in der Industrie und vom Markt, und wir sind auch daher in die Richtung relativ offen und flexibel.“

Info: Sieben Tipps für das IPO

  1. Marktforschung: Verstehen, ob der Markt reif und das Interesse der Investoren vorhanden ist.
  2. Geschäftsmodell: Ein stabiles und skalierbares Geschäftsmodell ist entscheidend.
  3. Finanzielle Vorbereitung: Saubere und transparente Finanzberichte sowie strenge Budgetierung sind ein Muss.
  4. Rechtsberatung: Rechtliche Expertise einholen, um alle regulatorischen Anforderungen zu erfüllen.
  5. Kommunikation: Eine klare und überzeugende Kommunikation mit potenziellen Investor:innen und Stakeholdern aufbauen.
  6. Team stärken: Führungskräfte und Mitarbeiter:innen auf den neuen Weg vorbereiten und motivieren.
  7. IPO-Strategie: Eine durchdachte IPO-Strategie entwickeln, einschliesslich des richtigen Zeitpunkts und Preises der Aktien.

Dieser Artikel ist bereits im Trending Topics Founders Guide 2025 erschienen. Das komplette Magazin findest du hier

So haben Prewave und Smiling Food die Stärken des Standorts Österreich für sich genutzt

Der Beitrag IPO – Der große Traum vom Börsengang erschien zuerst auf Trending Topics.

Die UBS bettelt bei der US-Aufsichtsbehörde um Nachsicht

UBS CFTC

Ausdrücklich auf «Bitte der UBS» empfahlen Sachverständige der US-Commodity Futures Trading Commission (CFTC) am 15. April 2025, dass die Behörde der Schweizer Grossbank entgegenkommt. Die UBS soll Vorschriften, die nach 2008 verschärft wurden, nicht einhalten müssen.

Die CFTC reguliert die spekulativen Future- und Optionsmärkte in den USA.

Wenn die CFTC die Vorschriften für die UBS wie erwartet lockert, trägt die US-Behörde kein Risiko. Denn die UBS gilt als «too big to fail». Das Risiko einer Zahlungsunfähigkeit tragen der Schweizer Staat und die Nationalbank, welche die UBS retten würden.

Den Brief an die CFTC hatte die UBS nach Angaben von «Inside Paradeplatz» ausgerechnet am 4. April zugestellt, dem Tag des jüngsten Börsencrashs nach Trumps Ankündigung der hohen Zölle. Die UBS bat um eine Ausnahmebehandlung für die spekulativen Swaps der Credit Suisse, welche die UBS in ihre eigenen Einheiten transferieren möchte – und zwar nicht einzeln mit jeweiliger Risikoprüfung, sondern zusammen in grossen Mengen.

Um dies realisieren zu können, will die Grossbank nicht alle Vorschriften der «margin and clearing requirements» erfüllen. Diese Vorschriften regulieren die Derivatgeschäfte mit dem Ziel, die Risiken dieser spekulativen Wettgeschäfte für die Finanzmärkte zu begrenzen. Beispielsweise muss eine Grossbank ein Minimum an Kundeneinlagen als Puffer haben, um die Risiken aus Derivategeschäften abzudecken. Diese Puffer wurden nach der Finanzkrise von 2008 deutlich verschärft.

Die UBS musste damals gerettet werden, weil sie sich mit Derivaten auf US-Hypotheken stark übernommen hatte.

Die Credit Suisse spekulierte auch nach 2008 fröhlich weiter. Für die jetzt geplante Integration der noch bestehenden derivaten CS-Swaps in die UBS müsste die UBS mehr Sicherheiten und Reserven bereitstellen, wenn sie keine Ausnahmebewilligung erhält. 

250415 CFTC Staff kein Enforcement
Empfehlung der Sachverständigen der US-Commodity Futures Trading Commission (CFTC): Die UBS soll nach 2008 verschärfte Vorschriften nicht einhalten müssen.

Gehebelte Wetteinsätze ohne volkswirtschaftlichen Nutzen

Swaps sind derivate Spekulationspapiere, deren Wert von einem oder mehreren zugrunde liegenden Basiswerten wie Zinssätzen, Währungskursen, Rohstoffpreisen oder anderen Referenzgrössen abgeleitet wird. 

Besonders ins Gewicht fallen die Kreditausfall-Swaps (credit default Swaps CDS). Diese «Versicherungspapiere» dienen offiziell dazu, sich abzusichern gegen das Ausfallrisiko von Krediten oder gegen die Nicht-Rückzahlung von Unternehmens-Obligationen. 

Doch die allermeisten der gehandelten CDS dienen nicht diesem Zweck, sondern sind reine Wettgeschäfte des Finanzcasinos. Spekulanten oder die «Märkte» – das sind Grossbanken, Hedgefunds oder Beteiligungsgesellschaften wie BlackRock oder Vanguard – wetten auf die Kursentwicklung von Obligationen oder Aktien, ohne diese Wertpapiere je zu besitzen. 

Einen volkswirtschaftlichen Nutzen haben diese Wettgeschäfte keinen.

Solche Swaps gehören zu den risikoreichsten Spekulationsgeschäften. Sie werden meistens ausserhalb der Börsen abgewickelt. In den Börsensendungen ist davon kaum je die Rede.

Swaps und andere offene Geschäfte mit undurchsichtigen Finanzkonstrukten müssen die Grossbanken in ihren Bilanzen nicht ausweisen – nur deren Saldowert am Ende des Geschäftsjahrs. Daraus geht das Ausmass der eingegangenen Risiken nicht hervor.

Und das Ausmass ist gigantisch. In der Schweiz tätige Finanzinstitute müssen ihre nicht-saldierten, offenen Derivatgeschäfte wenigstens einmal wöchentlich der Börse SIX melden. Am 1. Juli 2024 beispielsweise betrug die Summe der Nominalwerte der Derivate, mit denen auf künftige Kurse – allein von Aktien – spekuliert wurde, 211 Billiarden oder 211 Millionen Milliarden Franken. Das entsprach mehr als dem 260’000-Fachen des jährlichen BIP der Schweiz in Höhe von 800 Milliarden Franken.

Beliebte Spekulationspapiere sind die Credit Default Swaps (CDS). Diese Derivate sind «Versicherungspapiere», die das Ausfallrisiko von Krediten oder die Nicht-Rückzahlung von Unternehmens-Obligationen absichern sollen. 

Das ist eine nützliche Sache. 

Doch heute sichern die allerwenigsten der oft ausserbörslich gehandelten CDS-Papiere ein real eingegangenes Risiko ab. Man kann mit CDS beispielsweise das Ausfallrisiko von Obligationen absichern, ohne dass man diese Obligationen besitzt. Man sichert also gar kein gemachtes Geschäft ab, sondern nutzt diese CDS als Wettpapiere. Fällt dann wie gewettet der Kurs der Obligation, dann steigt der Preis des börsengehandelten «Versicherungspapiers» CDS. Der Spekulant kann die gekauften CDS zu einem viel höheren Kurs wieder verkaufen.

Einen volkswirtschaftlichen Nutzen haben diese Wettgeschäfte wiederum keinen.

2016 CS Derivate IP
Vor neun Jahren wies «Inside Paradepatz» auf das Risiko hin: Das Spekulationsgeschäft der Credit Suisse mit Derivaten hatte ein Volumen von 50,98 Billionen Dollar erreicht.

Beim Zusammenbruch der Credit Suisse im Jahr 2023 hatten Derivate eine wichtige Rolle gespielt. Spekulanten («die Märkte») wetteten auf sinkende Kurse der CS-Obligationen, was zum Bonitätsverlust der Grossbank wesentlich beitrug. Welche Finanzinstitute, Grossbanken, Hedgefunds oder Beteiligungsgesellschaften wie BlackRock oder Vanguard auf eine Insolvenz der CS gewettet hatten, ist nicht bekannt. Die Akteure blieben im Dunkeln.

Statt die Auflagen an die UBS zu lockern, wie es die CFTC zu tun gedenkt, könnte die Politik dafür sorgen, dass die UBS das Volumen der Wettgeschäfte mit Derivaten drastisch reduzieren muss. Und dass mit Credit Default Swaps (CDS) nur gehandelt werden darf, wenn tatsächliche Ausfallrisiken versichert und die CDS nicht als Wettpapiere missbraucht werden.


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Dollar-Crash bringt Schweizer Nationalbank in die Bredouille

dollar burning

Minus fünf Prozent – der amerikanische Dollar ist über Nacht zum Franken massiv unter Druck geraten und ist mit gut 81 Rappen auf den tiefsten Stand seit dem «Frankenschock» vor gut zehn Jahren gefallen. Damals war die Schweizer Nationalbank schuld, weil sie aufgrund massiver Spekulationen die Kursuntergrenze zum Euro nicht mehr länger halten konnte und enorme Kursturbulenzen zulassen musste.

Jetzt ist US-Präsident Donald Trump der Sündenbock: Die Anleger reagieren mit einem Exodus auf die Einführung und die erratische Modifikation von Zöllen auf amerikanische Importe. Sie verkaufen gleichzeitig die Aktien amerikanischer Unternehmen, US-Staatsanleihen und nun also auch den Dollar. Gefragt sind dagegen Währungen wie der Franken, der Euro und der Yen.

An den Finanzmärkten herrschen gerade aussergewöhnliche Zeiten

Das ist aussergewöhnlich, da die Zinspapiere des amerikanischen Staates normalerweise als sehr sicher gelten und deswegen in Krisenzeiten gefragt sind. Jetzt dagegen reagieren die Anleger darauf, dass Donald Trump und seine Entourage das Freihandels-System in seiner bisherigen Form vor allem aus geopolitischen Gründen sprengen möchten. Sie bringen damit nicht nur die globalen Lieferketten bewusst durcheinander und schüren in den USA Rezessionssorgen, sondern sie stehen auch noch im Verdacht, sich in diesem Rahmen persönlich selbst zu bereichern.

Dollad schweiz
Das Zoll-Chaos hat Folgen: Der Dollar gibt zum Franken deutlich nach. Hier gibt es eine grössere Auflösung der Grafik.

Diese Strategie erschüttert das Wirtschaftssystem, an das sich die Welt in den vergangenen Jahrzehnten gewöhnt hatte und in dem sich viele bequem eingerichtet hatten – auch viele Anleger und Spekulanten. Nun trauen viele von ihnen der Trump-Regierung wegen ihrer Zollstrategie und nach einer Kakaphonie von negativen Medienkommentaren nicht mehr über den Weg und verkaufen derzeit selbst die lange Zeit als sicher geltenden amerikanische Staatsobligationen – und die Ausländer auch den Dollar.

«Der Dollar fällt wegen der geringeren Erwartungen in Bezug auf das amerikanische Wachstum und der zunehmenden Rufe nach Zinssenkungen der Fed sowie der allgemeinen Abwanderung aus amerikanischen Wertpapieren in andere globale Märkte», sagt Jayati Bharadwaj, Währungsstrategin bei TD Securities.

Vielfach stehen aber auch technische Gründe dahinter: Investmentfonds und Hedge-Fonds brauchen dringend Liquidität, um verunsicherte Anleger auszahlen zu können, die ihr Geld zurückhaben wollen. Aus diesem Grund sind sie gezwungen Wertpapiere zu verkaufen, welche sich am einfachsten und schnellsten liquidieren lassen. Und dazu zählen nun einmal amerikanische Staatsanleihen und Aktien grosser Unternehmen, welche an den Weltbörsen bis vor kurzem noch so glänzend dastanden. Unabhängig davon, wie solide diese Firmen grundsätzlich sein mögen.

Die Kursturbulenzen gehen also auf eine Kombination aus fundamentalen und den gerade genannten markttechnischen Faktoren zurück. Aus fundamentaler Sicht wehren sich die Märkte gegen das traditionelle Narrativ, wonach Treasuries das Mittel der Wahl sind, wenn es um Risikovermeidung geht. Aus technischer Sicht wird diese Volatilität verstärkt, weil Hedge-Fonds und institutionelle Investoren riskante Spekulationen wie die so genannten «Basis-Trades» zurückfahren oder einfach nur Liquidität schöpfen müssen.

Schweiz zu den grössten gläubigern der USA
Die SNB hat einen grossen Teil der enormen Währungsreserven in amerikanische Staatsanleihen investiert. Hier gibt es eine grössere Auflösung der Grafik,

Die Schweizerische Nationalbank steckt in der Zwickmühle

Mittendrin steckt die Schweizerische Nationalbank. Sie sitzt nach den enormen Devisenmarktinterventionen zur Schwächung des Frankens in der Vergangenheit zum einen auf massiven Positionen mit (amerikanischen) Aktien und Staatsanleihen – und verbucht darauf wohl gerade enorme Verluste. Zum anderen kann sie sich derzeit kaum gegen die enorme Aufwertung des Franken wehren. Schliesslich hat sie den Leitzins schon früh auf sehr tiefem Niveau stark gesenkt. Zudem wären Interventionen derzeit alles andere als ideal, da sie sich kurzfristig kaum gegen die enorme Marktkräfte wehren kann und weil sie sich gegenüber den Amerikanern damit als «Währungsmanipulatorin» outen würde. Das ist ein Vorwurf, der in der Vergangenheit immer wieder einmal aufkam und den die Trump-Regierung in diesen Zeiten wohl mit Genuss medial ausschlachten würde.

Aus diesen Gründen dürfte sich die Schweiz in nächster Zeit auf einen stärkeren Franken und dessen Konsequenzen einstellen müssen. Das gilt vor allem für die exportorientierten Firmen, welche ihre Preise im Ausland nicht ohne weiteres erhöhen können. Für viele von ihnen ist der amerikanische Markt wichtig, da sie dort beachtliche Umsätze erzielen.

Bricht nicht nur der Dollar sondern dort auch die US-Konjunktur ein, weil Trumps Regierung nach dem kenyesianischen Stimulierungswahn auf Pump der vergangenen Jahre auf die Ausgabenbremse tritt, sind sie gezwungen, ihre Effizienz auf Kosten der Arbeitsplätze zu steigern oder neue Märkte zu suchen. Ein Trost: Es gibt eine Welt ausserhalb der USA, wie der Blick auf Unctad-Daten zeigt.

exporte weltanteil
Die asiatischen und europäischen Staaten dominieren das internationale Exportgeschäft. Hier gibt es eine grössere Auflösung der Grafik.
Importe weltanteil
Die USA sind im Welthandel längst nicht mehr der Nabel der Welt. Es gibt auch andere schöne Importmärkte. Hier gibt es eine grössere Auflösung des Charts.

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